Lot 232 D

An einem einzigen Tag, dem 14. Juni 1946, schuf Picasso eine berühmt gewordene Folge von 10 grossformatigen Lithographien, die jeweils seine Lebensgefährtin Françoise Gilot en face wiedergeben (Mourlot 38-47; Bloch 396-403). 1943 hatte er die junge Malerin kennengelernt, seit 1945 sind ihre Gesichtszüge in lithographischen Arbeiten Picassos präsent. Alle zehn Porträts entstanden auf Lithopapier und wurden auf Stein abgeklatscht. Dabei wurde jeweils derselbe Stein verwendet, er wurde also für jede Lithographie neu abgeschliffen (siehe dazu Güse, a.a.O.).
Françoise Gilot erinnerte sich an die vorangegangenen Porträtzeichnungen: "Pablo stand mit einem gespannten und entrückten Gesichtsausdruck zwei bis drei Meter von mir entfernt. Er ließ mich nicht eine Sekunde aus den Augen. Er rührte seinen Zeichenblock nicht an und hatte noch nicht einmal einen Bleistift in der Hand. Schließlich sagte er: 'Ich sehe nun, was ich tun muß.' [...] Am nächsten Tag begann Pablo aus dem Gedächtnis eine Reihe von Zeichnungen von mir in dieser Stellung. Dann entstand eine Folge von elf Lithographien meines Kopfes [die 10 Lithographien vom 14. Juni sowie die einen Tag später geschaffene Lithographie "Françoise en soleil"]. Auf jeder brachte er ein winziges Muttermal unter meinem linken Auge an, meine rechte Augenbraue zeichnete er in Form eines Zirkumflexes." (zit. nach: Françoise Gilot/Carlton Lake, Leben mit Picasso, München 1965, S. 113).