Christian Boltanski
Ohne Titel (Les Bougies, Lessons of Darkness)
Ende der 1980er Jahre
Installation: 12 Figuren aus geschnittenem oxidierten Kupferblech, Aluminiumwinkel, Wachs und Kerzen. Winkellänge 31 cm. Installationsmaß variabel. - Mit leichten, teils materialbedingten Altersspuren.
In einem Interview äußerte Boltanski auf die Frage:
„Sie haben vorhin gesagt, daß Sie Ihre Arbeit so haben wollen wie eine Kerze, die im nächsten Moment erlöschen kann. Treiben Sie diesen Reiz mit Ihren Schattenbildern auf die Spitze?“
„Mit den „Schatten“ verbinde ich viel. Zunächst erinnern sie an Tote, man spricht vom Schattenreich. Dann aber gibt es auch eine unmittelbare Beziehung zur Photographie; auf griechisch bedeutet das, mit Licht schreiben, ein Schatten ist also eine primäre Photographie. Der Schatten ist aber auch trügerisch, man sagt, „man hält einen Schatten für die Beute“, der Schatten ist ein Trick, er ist eben genau jene kleine Papierfigur, die wie ein großer Löwe erscheint; [...] In diesem Sinn interessiert mich der Schatten, denn das ist Theater, in seinem künstlichsten Sinn. Ich wollte mit den Schatten eine Art Totentanz machen, allerdings eine nette Form von Theater, eine nette Form von Totentanz. Die kleinen Figuren, die ich gebastelt habe, sind oft Skelette, aber das sind niedliche, kleine Skelette; es ist eben auch ein Totentanz für Kinder. Dann mag ich an den Schatten das Ephemere; von einem Augenblick zum anderen können die Schatten verschwinden, sobald die Scheinwerfer oder die Kerzen verlöschen, ist nichts mehr da. Der Schatten ist fragil, er ist nicht greifbar.“ (Christian Boltanski, in: Interview Doris von Drateln - Christian Boltanski, Paris Dezember 1990, in: Christian Boltanski, Inventar, Ausst.Kat. Hamburger Kunsthalle, Hamburg 1991, S.73-75).
Zertifikat
Die vorliegende Arbeit ist im Archiv Christian Boltanski, Paris, unter der Nummer 0568 registriert.
Provenienz
Marian Goodman Gallery, New York