Lot 442 Nα

Die grossformatige Landschaft zeigt möglicherweise das Ufer des Müggelsees im Südosten Berlins mit zwei jungen Mädchen am Ziehbrunnen, im Vordergrund auf der blühenden Wiese eine Gruppe schnatternder Gänse. Das Gemälde ist ein reizvolles wie repräsentatives Beispiel des "naturalistischen" Stils im Frühwerk des mit Gerhardt Hauptmann eng befreundeten Künstlers. Leistikow war 1883 von Bromberg (seiner Geburtsstadt, heute Bydgoszcz, Polen) nach Berlin gezogen, das sich damals zu einer pulsierenden Großstadt entwickelte. Möglicherweise sich an seine Heimat erinnernd, zog der Künstler es dennoch vor, bäuerliche Szenen und Landschaften zu malen. Vor allem die Seen-Landschaften in und um Berlin boten ihm eine Fülle von Motiven. Wenig später entwickelte Leistikow als einer der bekanntesten Berliner Sezessionisten individuelle Stimmungslandsschaften völlig eigenen Stils.
Das vorliegende Gemälde strahlt ruhigen, ländlichen Frieden aus, ein sommerliches Idyll am See. Die in die Bildmitte gezogene Mauer, der Ziehbrunnen und die wohl geordnete Vegetation am Ufer ziehen den Blick in die Tiefe: auf den sanft beleuchteten See und ein Segelboot. Mit seinen Berliner Landschaftsbildern stieß Leistikow bereits zu Lebzeiten auf äußerst positives Echo.