Rudolf Levy
Stilleben mit Früchten und Tonkrug
Mallorca, 1936
Öl auf Leinwand 50,5 x 81 cm Gerahmt. Rückseitig auf der Leinwand mit dem Nachlaßstempel "R Levy AUS DEM NACHLASS DES KUENSTLERS" versehen. - Stellenweise mit minimalem Craquelé und wenigen rahmungsbedingten Bereibungen.
Der besondere Reiz des vorliegenden bäuerlichen Stillebens, das so gut in die Umgebung seines ehemals mallorquinischen Standortes passt, beruht auf der vermeintlichen Schlichtheit und auf der konzentrierten Darstellung weniger Gegenstände. Dies in Kombination mit der überlegten, abstrahierenden Malweise, macht es zugleich heiter und intellektuell spannend. Stilistisch gehören dazu der Einsatz der betonten Farbe und der gewollten Konturen, die chromatischen, malerischen Abschattierungen sowie die modernistische Flächigkeit von Farbmustern und Einzelformen: Auffällig sind diesbezüglich nicht nur die große Decke im Vordergrund, sondern vor allem die zwei roten runden Fruchtkreise, die einen starken optischen, aus der Mitte gerückten geometrischen Akzent setzen. Perspektive und Räumlichkeit sind weitgehend ausgesetzt, dafür unterliegen die Objekte der Bildmitte einer streng achsialen, horizontalen wie vertikalen Anordnung.
Rudolf Levy verließ Deutschland 1933 und flüchtete über Frankreich nach Mallorca, 1937/1938 nach Italien - Ischia, Rom und Florenz waren kurzfristige Stationen vor der erfolgten Deportation. "Das sich zusammenballende Schicksal schien ihn nicht zu lähmen, sondern eher zu Höchstleistungen anzuspornen", beobachtete G.F. Hartlaub: "Gewiß hat sich Rudolf Levy an das gehalten, was Matisse seinen Schülern immer wieder als 'expression' predigte. Aber er wollte expressiv, nicht expressionistisch sein. Es lag ihm auch fern, das, was Matisse 'sensibilité' nannte, durch eine Art von Rausch zu ersetzen." (aus: Ausst. Kat. Rudolf Levy, Oelbilder, Gedächtnis-Ausstellung, Frankfurter Kunstkabinett, Hanna Bekker vom Rath, Hofheim/Ts. 1959, o.S.). Hans Purrman hatte in Bezug auch auf das Werk des Freundes schon bemerkt: "Den Expressionismus des heimatlichen Bodens mit dem holzschnittartigen, farbig Wilden seiner Vision kannten wir nur bedingt an und fühlten nicht, daß er eine Parallelbewegung zu den 'Fauves' war. Wir standen zu sehr unter der Macht der Latinität, zu der uns Neigung und innere Verwandtschaft mächtiger hinzogen." (Erinnerungen an den Freund, in: Genia Levy (Hg.), Rudolf Levy, Bildnisse, Stilleben, Landschaften, Baden-Baden 1961, S. 37).
Werkverzeichnis
Thesing 179
Zertifikat
Wir danken Susanne Thesing, Neudrossenfeld, für freundliche bestätigende und ergänzende Angaben.
Provenienz
Anfang der 1950er Jahre auf Mallorca erworben, seitdem in Familienbesitz, Hessen