Lot 1204 Dα

Mit der Frührenaissance werden die Goldgründe von Heiligendarstellungen und biblischen beziehungsweise religiösen Szenerien durch realistische Landschaften als Bildhintergrund ersetzt, bevor später die Landschaftsmalerei als eigenständige künstlerische Gattung Anerkennung finden konnte. Mit der Verwendung des leuchtenden und sehr kostbaren Goldgrundes erhielten diese Darstellungen bis zum Ende des Mittelalters eine sakralisierende Aufwertung. Der Goldgrund konnte als eine dem Irdischen entrückte Sphäre verstanden werden - ein Verweis auf das Himmlische.
In der uns vorliegenden Darstellung wurden Anna, Maria und das Jesuskind sozusagen vom Himmel auf die Erde geholt. Diese Art der Vermenschlichung von biblischen Gestalten wird innerhalb der Blütezeit der Renaissance noch deutlicher - beispielsweise durch deren Darstellung in zeitgenössischer Kleidung und/oder Umgebung. Die Verblauung im Hintergrund ist ein typisches Element für niederländische Darstellungen von Landschaften in Gemälden dieser Zeit. Durch diese Abstufung von den Grüntönen im Vordergrund zur blauen Farbpalette im Hintergrund erreicht der Maler eine Tiefenstaffelung.
In dem uns vorliegenden Gemälde sind die Haare Mariens von feinen goldenen Lichtakzenten durchzogen. Die schmalen, detaillierten Bordüren und Stickereien an den Säumen der beiden Frauen sowie der goldene Hocker glänzen im Sonnenlicht. Besonders hervorzuheben ist zudem die sehr detailreiche Ausführung der Vegetation im Hintergrund sowie am unteren Bildrand, die durch deutliche aber sehr feine Höhungen einzelner Blätter, Äste und Stämme hervorgerufen wird.