Jonas Burgert - Kleinmann II - image-1

Lot 657 D

Jonas Burgert - Kleinmann II

Auktion 1071 - Übersicht Köln
04.06.2016, 11:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 40.000 € - 60.000 €
Ergebnis: 80.600 € (inkl. Aufgeld)

Jonas Burgert

Kleinmann II
2011

Öl auf Leinwand. 140 x 120 cm. Rückseitig auf der Leinwand signiert, datiert und betitelt '-Kleinmann II - 2011 Jonas Burgert'.

Das Gemälde "Kleinmann" ist ursprünglich 2005 von Jonas Burgert gemalt worden. Nachdem dieses einen irreparablen Schaden erlitten hatte, hat der Künstler es 2010/2011 neu gemalt und das Werk rückseitig betitelt "Kleinmann II". Ein entsprechendes Schreiben des Künstlers liegt bei.

„Mein Hauptinteresse gilt dem Phänomen Mensch, der Problematik seiner Selbstbestimmung. Der Mensch weiß nicht, was ein Mensch ist. Wir haben keinen Maßstab, wir müssen unsere Koordinaten ununterbrochen neu bestimmen. In dieser Selbstreflexion sind wir permanent auf der Suche. Wir sind eben nicht nur instinktive Wesen. Die daraus resultierende Unsicherheit führt zu dem Bedürfnis, sich einzubetten. Wir verkleiden uns, ordnen uns einer Kultur, einer Zeremonie, einem Ritus, einer Mode, einer Religion unter. Ich weiß nicht, wie viele zigtausend Götter die Menschen erfunden haben, um sich darin zu finden. Anders als Tiere hadern Menschen mit ihrer Existenz, ihrer Definition. Diesem Phänomen gilt mein Interesse. Wenn man einen Affen sieht, sieht er aus wie ein Affe, oder ein Hund sieht aus wie ein Hund. Doch ein Mensch sieht nicht aus wie ein Mensch, er ist verkleidet und trägt die Insignien seiner jeweiligen Kultur. Dieses Phänomen interessiert mich in der gesamten Menschheitsgeschichte, weshalb ich auch sehr archaische Figuren benutze. Das Bemalen der Haut als Bestandteil einer Stammeskultur vor fünftausend Jahren unterlag doch vielleicht dem gleichen Bedürfnis: dem Bedürfnis nach geistiger Repräsentanz - nach einem Selbstbild. Dem Wunsch, sich in einen größeren Zusammenhang einzubetten. Ich hoffe, mit meinen Figuren ein Symbol für den Menschen zu malen. Mein Interesse gilt nicht dem realen Individuum, sondern dessen geistigen Grenzbereichen, wobei das archaische, das innere und auch das illusionistische Prinzip gilt. Stellvertretend für ein Individuum können zehn figürliche Zustände formuliert werden.“ (Jonas Burgert im Gespräch mit Heinz Dietz, in: Jonas Burgert, Schutt und Futter, Ausst.Kat. Kestnergesellschaft Hannover, Köln 2013, S.22)

Werkverzeichnis

vgl. Schreiber/Wipplinger 16

Provenienz

Privatsammlung, Sachsen