Jonas Burgert - Zyklus-Potsdam (Teil II) - image-1

Lot 656 D

Jonas Burgert - Zyklus-Potsdam (Teil II)

Auktion 1071 - Übersicht Köln
04.06.2016, 11:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 80.000 € - 120.000 €
Ergebnis: 124.000 € (inkl. Aufgeld)

Jonas Burgert

Zyklus-Potsdam (Teil II)
2006

Triptychon: Öl auf Leinwand. 275 x 45 cm, 275 x 130 cm, 275 x 45 cm (Gesamtmaß ca. 275 x 220 cm). Jeweils rückseitig auf der Leinwand signiert, datiert und betitelt 'Zyklus-Potsdam 2006 Jonas Burgert' sowie zusätzlich signiert 'JONAS BURGERT' und beschriftet '6', '7' bzw. '8'. - Vereinzelt mit wenigen Frühschwundrissen.

In Jonas Burgerts archaischen Visionen begegnen sich Mythologie, Kunst- und Zeitgeschichte und formen sich zu einer grotesken, surrealen Bildwelt. Hauptthemen bilden dabei die psychische Verfassung des Menschen sowie seine zwischenmenschlichen Beziehungen.
Im zweiten Teil des Zyklus-Potsdam arbeitet der Künstler mit der Form des Triptychons. Dabei rahmen zwei schmale Bildwände, eine Frau und einen Mann darstellend, die mittlere Leinwand. Verbunden werden die Elemente durch ein oranges Band, in das die äußeren Figuren verschlungen sind. Erhaben erscheinen im Mittelteil die beiden Hauptfiguren, auf einem Vorsprung respektive auf einem Sockel aufgestellt. In den Händen halten sie, auf einen langen Stab gesteckt, ihre weißen Masken, während zu ihren Füßen ein Storch mit seinem Schnabel nach dem orangen Band greift.
Im Figuren-Theater des Berliner Künstlers sind die Größenverhältnisse außer Kraft gesetzt. Jede Gestalt erscheint isoliert, da sie durch ihre Haltung und Blickrichtung keine Verbindung mit den anderen Wesen aufbaut. Vielmehr werden die Figuren künstlich zusammengefügt, sowohl durch einzelne Bildelemente als auch durch eine akzentuierte Farbgestaltung. „Denn so sehr seine Leiber auch zuweilen ineinander verschlungen oder mittels Bändern aneinander gebunden sind, so häufig entspringen sie verschiedenen Raumdimensionen. Mit dem kunsthistorischen Spiel der Anamorphose hat das insofern nichts zu tun, als wir die Unstimmigkeit von Burgerts Räumen nicht durch eine Veränderung unseres Betrachterstandpunkts ausgleichen können, durch den dann der Eindruck einer homogenen Räumlichkeit wiederhergestellt wäre. Burgerts Räume - es sind übrigens fast ausschließlich gebaute - unterliegen durchaus den gewohnten Gesetzmäßigkeiten der Zentralperspektive, also einer orthogonalen und auf einen einheitlichen, mittigen Fluchtpunkt bezogenen Raumkonstruktion. Ihre Störung ist eine anderer Art und liegt in nicht in den Räumen, sondern in jenen, die sie bevölkern. Denn die Lebewesen haben häufig keinen einheitlichen Maßstab und scheinen entsprechend keinem gemeinsamen Raum zu entspringen. (Dorothée Brill, Sie trugen den Namen Mensch, in: Jonas Burgert, Schutt und Futter, Ausst.Kat. Kestnergesellschaft Hannover, Köln 2013, S. 10)

Werkverzeichnis

Schreiber/Wipplinger 41