Niederrheinischer Meister um 1490/1500 - Passion Christi - image-1

Lot 1004 Dα

Niederrheinischer Meister um 1490/1500 - Passion Christi

Auktion 1076 - Übersicht Köln
19.11.2016, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen Alte Meister, Skulpturen
Schätzpreis: 70.000 € - 80.000 €
Ergebnis: 322.400 € (inkl. Aufgeld)

Niederrheinischer Meister um 1490/1500

Passion Christi

Öl auf Holz (parkettiert). 93 x 70 cm.

Auf der auf Eichenholz gemalten qualitätvollen Tafel wird - eingebettet in die detailliert ausgeführte Stadtarchitektur Jerusalems, hinterfangen von einer hügeligen Landschaft vor Goldgrund - die Passion Christi dargestellt, wobei mehrere Szenen des Leidensweges simultan wiedergegeben werden. Zwischen den Türmen oben links ist zunächst Christus am Ölberg zu sehen; vor dem Garten Gethsemane warten bereits Judas und die Häscher. Danach fällt der Blick durch den geöffneten Bogen des Richthauses am linken Bildrand auf die Geißelung Christi. Im Bildvordergrund folgt dann die große kompositorische Hauptszene des Gemäldes: Auf einer großen Freitreppe wird Christus von Pilatus dem Volk zur Schau gestellt, die erregt gestikulierende Menschenmenge fordert jedoch die Freilassung des eingekerkerten Barrabas, der im Verlies unter der Treppe zu sehen ist. Den Abschluss der Passion bilden die Szenen im Landschaftshintergrund am oberen rechten Bildrand: die Kreuztragung Christi mit der Begegnung mit Veronika, die Vorbereitung des Kreuzes durch die Schergen mit dem auf einem Stein rastendem Christus sowie zuoberst die Kreuzigung auf Golgatha.
Am unteren Bildrand ist zudem das Porträt einer knienden und betenden Stifterin eingefügt, auf die das Wappen mit einem doppelköpfigem Adler (?) am Turm oben links zu beziehen sein dürfte. Die Buchstaben auf der Fahne über der Menschenmenge sind als "I.H.S. / T.(.)" zu lesen. In Komposition und Kolorit, Figurenauffassungen und Physiognomien kann das Gemälde als Werk eines niederrheinischen Meisters aus dem Ende des 15. Jahrhunderts beschrieben werden; zum Vergleich seien die Werke des in Wesel ansässigen führenden niederrheinischen Malers Derick Baegert (vor 1440 - nach 1509) genannt.
Für die Unterstützung bei der Einordnung des Gemäldes möchten wir uns bei Dr. Anna Moraht-Fromm (Berlin) bedanken.

Provenienz

Rheinische Privatsammlung.

Literaturhinweise

Zu vergleichbaren Werken von Derick Baegert siehe Paul Pieper: Die deutschen, niederländischen und italienischen Tafelbilder bis um 1530, Münster 1990 (Bestandskatalog des Westfälischen Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte Münster), S. 333-358, Nr. 163-168 mit Abb. - Ausst.-Kat.: Ferne Welten - Freie Stadt. Dortmund im Mittelalter, hg. v. Matthias Ohm, Thomas Schilp u. Barbara Welzel (Ausstellung in Dortmund 2.4.-16.6.2006), S. 189-192, Kat. Nr. 86-90 mit Abb.