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Lot 541 D

Karin Kneffel - Ohne Titel

Auktion 1091 - Übersicht Köln
01.06.2017, 14:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 100.000 € - 150.000 €
Ergebnis: 136.400 € (inkl. Aufgeld)

Karin Kneffel

Ohne Titel
2001

Öl auf Leinwand. 100 x 100 cm. Gerahmt. Rückseitig auf der Leinwand signiert, datiert und beschriftet 'Karin Kneffel 2001, (FLXX.VII)'.

Die Früchtestillleben finden um die Mitte der 1990er Jahre Eingang in das Oeuvre von Karin Kneffel. Kirschen, Pfirsiche, Pflaumen und vor allem Weintrauben sind Motive, die sie in vielfachen Variationen, aber stets in extremer Nahsicht und makelloser Perfektion wiedergibt.
Mit ihren Motiven rückt die Künstlerin in die Nähe der klassischen Stilllebenmalerei, verfolgt jedoch in der Bedeutung ein anderes Ziel als ihre barocken Vorgänger. So verzichtet Karin Kneffel etwa auf das stilprägende Vanitas-Motiv - kleine Makel und die Spuren des Welkens und Verwesens -, die auf die Vergänglichkeit und Kurzlebigkeit alles Irdischen verweisen und findet mit den hyperrealistischen Großformaten einen innovativen Zugang zu der tradierten Kunstgattung.
„Es ist rätselhaft, wenn die Natur nicht natürlich ist. Vollkommenheit ist unnatürlich: Wir können Glück nicht ohne Unglück denken, das Schöne nicht ohne das Hässliche. Je deutlicher die Schönheit in Erscheinung tritt, desto radikaler werden wir auf das Nichtthematisierte verwiesen, das Brüchige, das Unvollkommene - und darin letztlich immer wieder auf uns selbst. Das Absolute weitet den Raum des Abwesenden. Das ist der Grund, warum Karin Kneffels Malerei so tief bewegt. Wenn sich Schönheit überwältigend präsentiert, schmerzt das abwesende Hässliche umso mehr. Es tritt als Lücke geradezu tragisch ins Bewusstsein, denn in ihrer Ausschließlichkeit verweigert sich die Schönheit dem Betrachter. Sie lässt ihn nicht teilhaben, sie entzieht sich jeder Identifikation. Darum sucht mancher Betrachter verzweifelt nach dem fehlenden anderen: nach der faulen Stelle des Apfels, nach dem Ungenügen. Einmal gefunden, ist er dann paradoxerweise gerne bereit, das Bild in seiner Aussage gerade auf diesen kleinen Fleck zu reduzieren. Der entschlossene Blick der Malerin in die Perfektion lässt das Schöne in einer Weise erscheinen, dass es für uns zum unübersehbaren Problem wird.“ (Nicole Stratmann, Natur, Schönheit, Kunst, die Malerei im Zeitalter ihrer unaufhebbaren Rätselhaftigkeit, in: Karin Kneffel, Ausst.Kat. Forum Kunst Rottweil, Heidelberg 1996, S.31-32).

Provenienz

Galerie Bob van Orsouw, Zürich (mit rückseitigem Aufkleber); Privatsammlung, Süddeutschland

Ausstellung

Zürich 2001 (Galerie Bob van Orsouw), Karin Kneffel