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Lot 1437 Dα

Frühe Meißener Ecuelle mit Unterschale

Auktion 1096 - Übersicht Köln
17.11.2017, 10:00 - Kunstgewerbe
Schätzpreis: 12.000 € - 16.000 €
Ergebnis: 14.880 € (inkl. Aufgeld)

Frühe Meißener Ecuelle mit Unterschale

Porzellan, polychromer Emaildekor, Vergoldung über Purpurlüster. Leicht konische Gefäßform mit eckig geschnittenen Henkeln, der gewölbte Deckel mit Korallenzweiggriff. Auf beiden Wandungsseiten und im Fond der Schale fein gemalte mehrfigurige Chinesenszenen in großen Goldspitzenkartuschen mit üppigem Federbehang und Lüsterfeldern. Um den Deckel drei entsprechende kleinere Szenen. Goldmarke Z. auf beiden Teilen. Außergewöhnliche Vermeilmontierung um die Unterseite des Deckels und mit gravierten Zacken den Deckelrand umfassend sowie ein Einsatz für die Schale in perfekt erhaltener Vergoldung. Am Deckelrand MZ Johann Philipp I Schuch (Meister 1687 - 1733, Seling Nr. 1829) und BZ Augsburg für 1724 - 28 (Seling Nr. 1590). Gold berieben. Terrine H 11 cm, Presentoire D 15,7 cm.
Meißen, der Dekor Johann Gregorius Hoeroldt zugeschrieben, vor 1728.

Durch den Terminus ante quem der Vermeilmontierung (Augsburger Beschau 1724 - 28) ist eine ziemlich exakte Datierung des Dekors möglich. Davon abgesehen, ist eine solche Fassung für das an sich schon kostbare frühe Porzellan doch sehr ungewöhnlich. Sie erfüllt keine Funktion, beraubt das Porzellan einer seiner hervorragenden Eigenschaften, nämlich der Lichtdurchlässigkeit, und das Objekt lässt sich schlechter handhaben und reinigen. Innenverkleidungen dieser Art waren eigentlich nur für Kupfer- oder Silbergefäße mit Maleremail üblich, um ein sprödes oder unebenes Contreémail zu kaschieren. Warum also hat man das gemacht?
Wir können nur vermuten, dass die kleine Terrine vom ersten Erwerber so geschätzt wurde, dass er sich entschlossen hat, sie nicht zu benutzen und durch die vergoldete Montierung zum Repräsentations- und Schauobjekt zu wandeln. Seling hat eine Suppenschüssel aus japanischem Imari-Porzellan mit einer ähnlichen Montierung von Johann Philipp I Schuch publiziert. Offensichtlich war Schuch auf solche Sonderwünsche spezialisiert, denn die Anfertigung dieser Innenwandung erforderte eine hohe Fertigkeit und Sensibilität, um das Gefäß nicht zu beschädigen.

Provenienz

Süddeutsche Privatsammlung.

Literaturhinweise

Vgl. Seling, Die Kunst der Augsburger Goldschmiede 1529 - 1868, München 1980, Nr. 961.
Zwei gleiche Terrinen mit früher Hoeroldt-Malerei in der Sammlung des Bayerischen Nationalmuseums (Rückert, München 1966, Nr. 130 f).
Die Vorlagen für die Szene mit dem Chinesen, der eine ovale Leinwand bemalt, im Schultz-Codex, Blatt 2 und Blatt 74, die Szene auch realisiert auf dem Deckel einer Olio-Terrine in der Sammlung des Staatlichen Museums Schwerin (Kat. Exotische Welten, Leipzig-München 2010, Nr. 74 c).