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Lot 313 Dα

Heinrich Zille - Gegen Morgen (Am Morgen)

Auktion 1105 - Übersicht Berlin
21.04.2018, 14:00 - Preußen II
Schätzpreis: 18.000 € - 22.000 €
Ergebnis: 28.520 € (inkl. Aufgeld)

Heinrich Zille

Gegen Morgen (Am Morgen)
1901

Mischtechnik (Farbkreiden, Kohle, Tusche, Deckweiß, Aquarell und Bleistift) auf Papier (40,6 x 29,6 cm), vom Künstler auf festen Karton aufgezogen 41 x 30,4 cm Unter Glas gerahmt. Unten rechts mit Kohle monogrammiert und datiert '01. Z.'. - Rückseitig auf dem Karton eigenhändig mit blauer Kreide betitelt 'Gegen Morgen.' sowie mit Tinte signiert und mit der Künstleradresse versehen: 'Zille./Charlottenburg./ Sophie Charlotten/Str. 88.'. Am oberen Rand mit einem schwarz bedruckten numerischen Aufkleber der Berliner Secession (fragmentiert). - Zusätzlich auf einem an der Rahmungsrückseite angebrachten alten Etikett handschriftlich betitelt 'Am Morgen'. - In den Ecken und Rändern Spuren von Nadelheftung (runde Löchlein). Leicht unregelmässig auf den Karton aufgezogen; das Papier etwas gewellt. In farbintensiver, ursprünglicher Erhaltung.

Nach freundlicher Mitteilung von Anke Matelowski (Die Berliner Secession 1899-1937, Chronik, Kontext, Schicksal, Nibus-Verlag, Wädenswil/Schweiz 2017) verweist der rückseitige Secessions-Aufkleber höchstwahrscheinlich auf die vorgesehene Auswahl des Künstlers für die "IV. Kunstausstellung der Berliner Secession - Zeichnende Künste" von 1901/1902, der "Winterausstellung" in der Kantstraße. Von Max Liebermann und anderen Freunden ermutigt, zeigte Heinrich Zille erstmals seine Arbeiten einer breiteren Öffentlichkeit. Die damals von ihm ausgestellten farbigen Zeichnungen und Radierungen sind leider heute nicht zu identifizieren. Einige trugen laut Katalog den Titel "Aus dem dunklen Berlin". Das vorliegende nächtliche Motiv passte zweifellos in diesen Kontext.

"Eine Radierung von 1898 mit dem Titel s'dunkle Berlin gibt einen Eindruck, welcher Art die ausgestellten Arbeiten Zilles waren. Seinen Haupttitel entlehnte er 1901 offensichtlich der Überschrift einer Artikelserie mit der Ende 1898 die Berliner Morgenpost zu ihrer Markteinführung Furore machte. Ganz Berlin las die Beiträge, die in düstere Straßen und Quartiere, in Nachtkaffeehäuser, Animierkneipen und Verbrecherlokale führten. Zille illustrierte das nicht, aber die Handlungsorte seiner Bilderfindungen lagen im gleichen Milieu." (Philipp Kuhn, Mittendrin und doch am Ende. Heinrich Zille und die moderne Kunstwelt Berlins der Jahrhundertwende, in: Typen mit Tiefgang. Heinrich Zille und sein Berlin, Ausst. Kat. Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts, Baden-Baden 2013, S. 140/141; vgl. zur erwähnten Radierung Rosenbach 15).
Zilles Arbeiten stießen damals dennoch weitgehend auf scharfe Ablehnung: "Zilles Thema liegt im Trend, die Art und Weise seiner Darstellung aber nicht." (Matthias Flügge, H. Zille. Berliner Leben, Zeichnungen, Photographien und Druckgraphiken 1890-1914, Ausst. Kat. Akademie der Künste Berlin, München 2008, S. 24)

Zertifikat

Wir danken Detlef Rosenbach, Hannover, für freundliche, die Authentizität bestätigende Hinweise.

Provenienz

Ehemals Berliner Privatsammlung, seitdem in Familienbesitz