Medaillon "L'amour comédien" - image-1

Lot 543 Dα

Medaillon "L'amour comédien"

Auktion 1107 - Übersicht Köln
15.05.2018, 11:00 - Kunstgewerbe
Schätzpreis: 3.000 € - 4.000 €
Ergebnis: 3.720 € (inkl. Aufgeld)

Medaillon "L'amour comédien"

Bronze in die Form gegossen, ziseliert, braun patiniert, der Rahmen feuervergoldet, mit originaler Aufhängung. Rund, zweiteilig gegossen. Vergoldeter Profilrahmen mit Eierstabrelief. Platte mit Reliefdekor einer dreifigurigen Gruppe, zwei antikisch gekleidete Frauen und ein Amorknabe mit Maske, um einen Rundaltar. Ohne Marke. Rostanflug auf der Rückseite. Rahmen D 31,7 cm.
Frankreich, um 1780.

Ausgehend von diesem Bronzemedaillon (damals noch in Münchner Privatbesitz) und einer königlichen Kommode in Schloss Fontainebleau (Salon Jeux de la Reine), die auf der Front ein Biscuitmedaillon trägt mit derselben Szene, beschreibt Gisela Zick in ihrem Aufsatz von 1990 die Wanderung klassizistischer Motive über europäische Ländergrenzen hinaus und die Realisation in verschiedenen Materialien. Aber für den Ursprung des Motivs hatte die versierte Kunsthistorikerin damals keine Erklärung.

Eine beeindruckende römische Marmorskulptur aus dem 1. Jh.n.Chr., einen kleinen Satyr mit einer Theatermaske darstellend, tauchte 2013 in einer New Yorker Auktion auf. Sie wurde ursprünglich um 1620 auf dem Grundstück der Villa Ludovisi (in den ursprünglichen Gärten des Sallust) in Rom gefunden, und sorgte damals schon für Aufsehen. Stefano della Bella hat sie mehrfach gezeichnet und Alessandro Algardi ergänzte 1628 die Finger an der Hand, die durch den Mund der Maske nach vorne reicht. Der kleine Satyr ist ganz offensichtlich das Vorbild für die Komposition, die auch für Sèvres genutzt wurde, und - typisch für den späten Klassizismus am Ende des 18. Jahrhunderts - in einem veränderten, jetzt eher romantisch verklärten Kontext steht. Gisela Zick kannte zum Zeitpunkt ihrer Publikation diese Marmorskulptur nicht.

Provenienz

Sammlung Prof. Dr. Gisela Zick, erworben Mai 1995 bei Daxer und Marschall, München.

Literaturhinweise

Abgebildet bei Zick, Sèvres und Wedgwood. Künstlerischer Austausch zwischen Frankreich und England, in Keramos, 1990/128, S. 11-34, Abb. 1.