Pierre-Auguste Renoir
Le Chapeau épinglé, 2e planche
Um 1898
Original-Farblithographie auf Büttenpapier mit Wasserzeichen "MBM" 61,5 x 49,5 cm (75 x 59,2 cm) Unter Glas gerahmt. Unten rechts im Stein signiert 'Renoir', unten links unterhalb der Darstellung mit der Stempelsignatur 'Renoir' versehen. - Das Papier minimal gebräunt.
Die prachtvolle, großformatige Farblithographie „Le chapeau épinglé“ gehört zu den herausragendsten druckgraphischen Arbeiten Renoirs. Sie besitzt eine ungemein malerische Wirkung, die weiche, zarte Farbigkeit und Frische der Gemälde Renoirs wurde gekonnt in das drucktechnische Medium umgesetzt - eine meisterhafte Leistung des Künstlers und seines Druckers, Auguste Clot. Die Gesamtauflage der Farblithographie betrug 200 Exemplare in unterschiedlichen Farbvarianten. Nur ein Teil, zu dem auch das vorliegende Exemplar gehört, wurde mit der größten Anzahl an Farben umgesetzt. Die insgesamt 11 Farbtöne ermöglichen eine reiche Skala von Nuancen und Modulationen.
Auch motivisch ist das Blatt ganz typisch für das Oeuvre Renoirs: in der reizenden, anekdotischen Szene steckt ein Mädchen, die Tochter von Berthe Morisot, ihrer Cousine Blüten an deren Sommerhut. Obwohl vom Künstler sorgsam komponiert, scheint die Szene wie spontan eingefangen. Das junge Mädchen im Vordergrund tritt nur im verlorenen Profil in Erscheinung, wobei Gesicht und Schultern zusätzlich durch ihren weißen Hut und das lange schwarze Haar verdeckt werden. Ihre Cousine mit dem geschmückten Blumenhut ist als zarte Erscheinung im weißen Kleid etwas in den Bildhintergrund gerückt. Wie schon der Titel des Werkes andeutet, liegt auf dem farbenprächtig geschmückten Hut tatsächlich der Fokus der Komposition. Er lenkt den Blick des Betrachters sofort auf sich, hier konzentriert sich die Farbigkeit.
Der berühmte Kunsthändler und Verleger Ambroise Vollard, der „Le chapeau épinglé“ herausgegeben hat, erwähnt das Werk sogar in seinen Memoiren: „Ich habe schon immer Graphik ganz besonders geliebt, und kaum war ich in der Rue Laffitte eingerichtet, so hegte ich den Wunsch, ein Werk mit Graphiken zu veröffentlichen, aber nur mit Arbeiten von lebenden Malern. […] Auf meine Veranlassung schufen Bonnard, Cézanne, Maurice Denis, Redon, Renoir, Sisley, Toulouse-Lautrec und Vuillard als Versuch die schönen Blätter, die noch heute so gesucht sind. […] Renoir, der mir immer das größte Wohlwollen bezeigt hatte, schuf ebenfalls mehrere Lithos für mich, darunter das bekannte Blatt Chapeau épinglé, das er schwarz und farbig ausführte, indem er für die eine Platte Tusche, für die andere Bleistift verwandte.“ (zit. nach: Ambroise Vollard, Erinnerungen eines Kunsthändlers, Zürich 1980, S. 263 f.).
Werkverzeichnis
Stella 30; Delteil 30
Provenienz
Galerie Aktuaryus, Zürich (mit rückseitigem Etikett); ehem. Privatsammlung Nordrhein-Westfalen; seitdem in Familienbesitz