Elfenbein-Deckelhumpen mit Szene aus der Geschichte Roms
Massives Elfenbein, reliefiert und vollplastisch geschnitzt, transluzid gearbeitet. Zylindrische Wandung auf ovalem Grundriss mit umlaufender vielfiguriger und bewegter Szene: Gaius Mucius Scaevola hält vor dem Etruskerkönig Laris Porsenna seine Hand ins Feuer. Breit ausgearbeitete Basis mit Trophäen, auf vier Rocaillenfüßen mit plastischen Löwenmaskarons. Als Mittelstück des Henkels die Figur der Bellona, darüber Voluten, ein plastischer Helm und eine Schlange. Kappdeckel mit Figurengruppe Romulus und Remus mit der Wölfin. Ganz geringe Abbrüche, ein Arm des römischen Zwillings wieder angefügt. H 49,5 cm.
Deutschland, wohl Erbach, Mitte bis zweite Hälfte 19. Jh.
An diesem außergewöhnlichen Gefäß wird die Grenze der Transluzidbearbeitung deutlich erkennbar: Das Material ist stellenweise so dünn, dass es durchsichtig wie eine feine Membrane und rissanfällig ist. Der Figurenschmuck ist beeindruckend fein ausgearbeitet, mit charaktervollen ausdrucksstarken Physiognomien.
Die Darstellung geht auf Livius zurück, der schildert wie der Römer Mucius plant, den feindlichen etruskischen König Laris Porsenna zu ermorden. Er schleicht in dessen Lager, tötet aber die falsche Person, auf der Gefäßwandung schräg unter ihm liegend. Er wird von den Etruskern gefasst und vor Porsenna gebracht. Dieser möchte ihn zur Strafe den Flammen übergeben. Also streckt Mucius seine Hand ins Feuer, und sie verbrennt, ohne dass er sich Schmerzen ansehen lässt. Porsenna gibt ihm daraufhin nicht nur seine Freiheit zurück sondern bricht auch die Belagerung Roms ab.