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Lot 867 Dα

Sehr seltener und feiner Ge-Teller. Südliche Song-Zeit/Yuan-Zeit (1127-1368)

Auktion 1124 - Übersicht Köln
08.12.2018, 13:00 - China
Schätzpreis: 200.000 € - 250.000 €
Ergebnis: 1.100.000 € (inkl. Aufgeld)

Sehr seltener und feiner Ge-Teller. Südliche Song-Zeit/Yuan-Zeit (1127-1368)

Mit schräger Fahne und sechsfach eingekerbtem Rand und mit vertieftem Boden, ganz bedeckt mit einer mattglänzenden, grünlich-grauen Glasur, die durchzogen ist von einem engmaschigen Netzwerk von Craquelée von tiexian (Eisendraht) und sehr feinem jinsi (Goldfaden) am Rand. Im Boden fünf Brandstützspuren (tieding), die den dunkelbraunen Scherben sichtbar machen. Um den Rand Metallmontierung.
D 14 cm

Ein seltener Ge-Teller in Hibiskus-Form
Daniel Suebsman

Das craquelierte Steinzeug der Südlichen Song-Dynastie (1127-1279) umgibt seit Jahrhunderten eine Aura des Geheimnisvollen. Connaisseure der Yuan- und Ming-Zeit lobpreisten seine Schönheit und Eleganz in Texten und Gedichten und erwähnten Produktionsorte, auf deren Entdeckung die Keramikforschung lange warten musste. Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts entdeckten Archäologen die Ruinen der legendären Xiuneisi-Öfen in Laohudong und der Jiaotanxia-Öfen nahe Hangzhou und bargen dort umfangreiches Scherbenmaterial der Guan-Ware. Dessen längliche Craquelierungen wurden absichtlich durch Kühlung nach dem Brand erzeugt und gerne mit der Form einer Krabbenschere verglichen. In direkter Verwandtschaft zur Guan-Glasur steht die engmaschiger craquelierte Ge-Ware, bei der man die Rissmuster zusätzlich mit Farbpigmenten akzentuierte. Laut Ming-zeitlichen Annalen stammt sie aus dem noch unentdeckten Brennofen des „älteren Bruders“ (Ge) der Gebrüder Zhang, welche während der Südlichen Song-Zeit in der Gegend um Longquan aktiv waren.

Unter Forschern und Sammlern haben viele kontroverse Diskussionen darüber stattgefunden, wo die Trennlinie zwischen Guan- und Ge-Ware verläuft und welche Ware wo gebrannt wurde. Selbst in den 22 Gedichten, die Kaiser Qianlong (1711-1799) der Ge-Ware widmete, findet man dazu widersprüchliche Aussagen. Um Ordnung in die Erkenntnisse zu bringen, die bislang anhand der erhaltenen Exemplare, archäologischen Funde, historischen Texte und Malereien sowie technisch-naturwissenschaftlichen Analysen gewonnen werden konnten, organisierte das Palastmuseum in Beijing im November 2017 ein Symposium zur Ge-Ware, an dem Experten führender chinesischer Institutionen und einige Forscher aus Japan, Korea und den USA teilnahmen. Bereits 1992 fand im Shanghaier Museum eine Konferenz zur Ge-Ware statt, die nun angesichts zahlreicher neuer Forschungsergebnisse erneut erforderlich wurde. Professor Geng Baochang, der Konferenzleiter und mit 95 Jahren Chinas erfahrenster Keramikforscher, fasste dort fünf charakteristische Merkmale zusammen, denen er bei seinen eigenen Untersuchungen der Ge-Keramik begegnete: ein schwarzer oder dunkler Scherben; Gefäßformen nach Bronzevorbildern; „Lila Mund und Eisenfuß“ (zi kou tie zu), womit ein dunkler Fußring und der durchschimmernde Scherben an der Lippe gemeint ist; eine glasig-fettige, opake Glasur, ähnlich der Oberfläche von Reisbrei; schließlich „Goldfaden und Eisendraht“ (jinsi tiexian), ein bildhafter Vergleich für zweifarbige Craquelés. Geng schätzt die Zahl der weltweit erhaltenen originalen Ge-Keramiken auf circa 200 und verwies darauf, dass sie alle aus der ehemaligen kaiserlichen Sammlung stammen, einige davon zum Ende der Qing-Zeit über den Beijinger Antiquitätenmarkt in chinesische und internationale Sammlungen gelangten. Während der Ming- und Qing-Zeit zählten Guan und Ge zu den meistkopiertesten Antiquitäten, an die Qualität der Originale reichten diese jedoch selten heran.

Der hier nun zur Auktion stehende Teller ist zweifellos eines der seltensten chinesischen Steinzeuge, die jemals in Deutschland gesammelt wurden. Er weist sowohl Eigenschaften der Guan-, als auch der Ge-Ware auf, kann je nach Standpunkt des Betrachters der einen oder der anderen Ware zugeschrieben werden. Aufgrund seiner Ähnlichkeit in Form und Glasur zu Vergleichsstücken in der jüngsten Ausstellung von Ge-Waren im Palastmuseum ist stark anzunehmen, dass er aus dem Ge-Ofen der Südlichen Song oder Yuan-Zeit stammt. Die sehr dichte Craquelévariante wird in der Literatur auch als „Hundertfacher Bruch“ (bai ji sui) bezeichnet und mit den Rissen in einer antauenden Eisfläche zum Frühlingsbeginn assoziiert. Gelbliches Craquelé, den sogenannten “Goldfaden“, weist das Muster nicht durchgehend auf, sondern nur in einigen Stellen der Rückseite. Die opake cremefarbene Glasur ist auf dem ganzen Stück sehr einheitlich, was als Merkmal hoher Qualität erachtet wird. Der Tellerrand hat die klassische Form einer sechsblättrigen Hibiskusblüte, welche der Qianlong-Kaiser in einem Gedicht als Symbol der Loyalität betrachtet. Genau wie mehrere Pendants in den Palastmuseen und der Percival David Foundation ist der Lippenrand in einen feinen Metallring gefasst, was, wie der glasierte Fußring, als Hommage an die Ru-Ware der Nördlichen Song-Zeit interpretiert werden kann. Der dunkelbraune Steinzeugscherben zeigt sich an den fünf „Eisennägeln“ (tie ding), den unglasierten Spuren am Boden, wo sich die Brandstützen befanden, und auch am Fußring schimmert er leicht purpurfarben durch die Glasur hindurch, wie es bei anderen Ge-Stücken an der Lippe der Fall ist.

Literatur:
The Complete Collection of Treasures of the Palace Museum: Porcelain of the Song Dynasty, Vol. 2, Beijing 1996, S. 99
Pei-Chin Yu, „The Qianlong Emperor's Appreciation of Ge Ware and Relevant Issues“, in: Transactions of the Oriental Ceramic Society, 2011-12, S. 19-30
National Palace Museum, Catalogue of the Special Exhibition of Sung Dynasty Kuan Ware, Taipei 1989, Nr. 118-124
Shelagh Vainker, “Ge Ware Conference Report: Symposium of Ge Ware, Shanghai Museum, October 1992”, in: Oriental Art, Band XXXIX, Nr. 2, 1993, S. 5-11
Gugong Museum (Hg.), Geci ya ji. Gugong Bowuyuan zhencang ji chutu Geyao ciqi huicui/Selection of Ge Ware. The Palace Museum Collection and Archaeological Discoveries. Beijing 2017



Provenienz:
Chinesische Keramik aus der Sammlung Friedrich Otto Hasse (1886-1964), Bremen

Nach einer kaufmännischen Ausbildung in Bremen und mehrjährigen Stationen ab 1907 in der Schweiz, in England und in Argentinien trat Friedrich Otto Hasse 1911 in die damalige Bremer Chocolade-Fabrik Hachez & Co. ein. 1913 wurde er Teilhaber, ab 1933 alleiniger Gesellschafter. Neben den Pralinen im gehobenen Segment erschuf er schon 1924 Schokoladentäfelchen, die aufgrund ihrer Form als Herbstlaub „Braune Blätter“ genannt werden. Sie sind bis heute als Markenartikel ein Synonym für die Marke „HACHEZ“. Kunstsinnig ließ Hasse die Verpackungen von namhaften Gestaltern entwerfen. Nach dem Krieg und dem Wiederaufbau des fast völlig zerstörten Fabrikgebäudes wurde 1949 die Schokoladenherstellung wieder aufgenommen. 1953 zog sich Hasse aus dem aktiven Geschäftsleben zurück.

Friedrich Otto Hasse galt als sachkundiger Kunstsammler. Er besaß Gemälde von Malern seiner Generation wie Kokoschka, Braque, Ensor, Vlaminck und Coester. Auch war er von der in den 1920er-Jahren weitverbreiteten Mode des China-Sammelns erfasst. Ein Foto aus der Zeit um 1980 zeigt eine Teil seiner Sammlung, Keramiken und Bronzen (ca. 50 Stücke) in einer rundum verglasten Vitrine, auf einem Bücherbord und einem Schrank.

Ein Schwerpunkt der Sammlung war chinesische Keramik aus der Song- bis Ming-Zeit. Er erwarb sie, wie aus erhaltenen Rechnungen hervorgeht, in den Folgejahren bei Hugo Meyl 1924 und auf den Cassirer & Helbing Auktionen in Berlin: auf den Versteigerungen Edgar Gutmann (29.3.1928, 8 Stücke), Dr. Otto Burchard (22.5.1928, 8 Stücke) und Dr. August Breuer (14./15.5.1929). Dabei bemühte er den Berliner Antiquitätenhändler Adolf Bodenheim, der für ihn als Kommissionär tätig war.

Auch besaß Hasse einige wenige archaische Bronzeobjekte: Gefäße sowie Beschläge, Gewandhaken und Besatzstücke. Der kleine Dolchgriff aus Bronze mit Einlagen aus Türkisen war auf der großen China-Ausstellung im Berlin 1929 ausgestellt, damals aber noch aus dem Besitz der Kölner Kunsthandlung Dr. Becker & Alfred Newman. Kleine buddhistische Bronzefiguren ergänzten diese Abteilung.

Die erhaltenen Dokumente vermitteln den Eindruck, dass die Hauptsammelzeit von 1924 bis 1929 war. Es scheint als wollte Hasse von jedem Objekttyp ein Beispiel besitzen. So gab es auch ein Tang-Kamel (in Familienbesitz) und eine Tang-Amphore (versteigert bei Lempertz, Köln, 2./3.6.2000, Lot 257). Die archaischen Bronzen repräsentierten verschiedene Typen, und auch bei der Keramik sehen wir Exemplare sämtlicher Song-zeitlicher Öfen (dingyao, junyao, jianyao, Seladon und Cizhou-Ware) bis hin zu Beispielen kaiserlichen Porzellans.

Hasse kaufte im Berliner Auktionshandel, muss aber wohl die Objekte besichtigt haben, d. h. er könnte in Berlin auch bei den einschlägigen Händlern der Weimarer Zeit gekauft haben. Ebenso muss er Hugo Meyl am Karolininplatz in München besucht haben, der Hasse die drei gekauften Schalen (tenmoku, junyao und Dehua) dann per Post und Einschreiben nach Bremen schickte. Mit Dr. Becker & Alfred Newman am Wallrafplatz 2I in Köln war Hasse ebenfalls in Kontakt und er erwarb dort 1930 drei Gemälde von James Ensor.

Seine Sammelleidenschaft spiegelt sich nicht zuletzt in seiner Bibliothek wieder. Er besaß die komplette Folge der George Eumorfopoulos Collection (1925-1928), die Bücher von R. L. Hobson über chinesische Keramik (1923, 1925), die Werke von Osvald Sirèn über Malerei und chinesische Kunst (von 1923 bis 1938) sowie die Luxusausgaben der Kataloge zu den Ausstellungen Asiatische Kunst (Köln 1926) und Chinesische Kunst (Berlin 1929)

南宋 哥窯灰青釉六瓣葵口折腰盤
釉面有鐵線

來源:德國不來梅Friedrich Otto Hasse (1886-1964),購於二十世紀二十年代,此後家族傳承
國立故宮博物院藏一件南宋官窯灰青釉六瓣葵口折腰盤,其器形及裝飾與本盤相類,载于何政廣著,《宋元陶瓷大全》,台北1991年頁463,或参考北京故宫博物院旧藏一例,载于《哥瓷雅集 故宮博物院珍藏及出土哥窯瓷器薈翠》北京2017年,圖50,52,或《故宮博物院藏文物珍品全集·兩宋瓷器》,北京1996年,編號74

弗雷德里希·奥托·哈塞(1886-1964)私人收藏

1911年弗雷德里希·奥托·哈塞加入了当时的不来梅巧克力工厂“黑骑士巧克力工厂和公司”,从1933年起他成为那里唯一的股东。

战后从1949年起,哈塞恢复了巧克力的生产。他于1953年退出商界。

哈塞被认为是专家级的艺术收藏家。

他拥有来自他那个年代画家的画作,如柯克西卡,布拉克,恩索尔,弗拉曼克和克斯特尔的画作。二十世纪二十年代流行收藏中国的东西,因此他也收藏亚洲艺术品。

从这张1980年的照片中可以一窥他的收藏品,陶瓷和青铜 (约50件) 占据客厅的一角。

藏品中的重点是宋朝到明代的中国陶器。这是他1924年在柏林Cassirer & Helbing拍卖会上从Hugo Meyl 处购买的(柏林Cassirer 和 Helbing拍卖会 (29.3. 1928, 8 件, 22.5. 1928, 8 件和 14./15.5. 1929)。


哈塞也藏有一些远古时期的中国青铜器。

这个小小的青铜匕首炳由绿松石装饰而成(Lot 741),并在1929年举办的柏林大型中国展览会上展出。

他从1924到1929年一直在搜罗藏品。

在瓷器中,我们可以看到部分来自宋朝名窑的藏品(定窑瓷 [Lot 866], 钧窑瓷 [Lot 869],建窑瓷 [Lot 870], 龙泉青釉瓷 [Lot 874] ,磁州[Lot 821]和哥窑的工艺品 [Lot 867])

哈塞经由柏林拍卖会或艺术经销商处购买艺术品。

Provenienz

Sammlung Friedrich Otto Hasse (1886-1964), Bremen, erworben in den 1920er-Jahren, seither in Familienbesitz

Literaturhinweise

Vgl. in Form und Glasur sehr ähnliche Teller im Nationalen Palastmuseum Taipeh, u.a. in: He Zhengguang, Song Yuan taoci daquan Chinese ceramics, Song Yuan dynasty, Taipeh 1991, S. 463, in: Selection of Ge Ware. The Palace Museum Collection and Archaeological Discoveries. Beijing 2017, Nr. 50, 52 und in: The Complete Collection of Treasures of the Palace Museum: Porcelain of the Song Dynasty, Beijing 1996, Bd. 2, Nr. 74 ff