Willi Baumeister - Figuration mit Laterne - image-1

Lot 207 Dα

Willi Baumeister - Figuration mit Laterne

Auktion 1143 - Übersicht Köln
29.11.2019, 18:00 - Moderne Kunst I
Schätzpreis: 30.000 € - 50.000 €
Ergebnis: 34.720 € (inkl. Aufgeld)

Willi Baumeister

Figuration mit Laterne
1955

Öl auf Hartfaserplatte 37,3 x 47,5 cm Mit Atelierleiste gerahmt. Rechts unten in Schwarz signiert 'Baumeister'. Rückseitig auf der Hartfaserplatte mit dem Stempel "atelier willi baumeister". - In guter Erhaltung.

Obschon im Kontext seiner Laternen entstanden, scheint Willi Baumeisters „Figuration mit Laterne“ kompositionell in der Tradition der früheren Reliefs und Mauerbilder zu stehen. Es ist ein außergewöhnliches Werk, das gemeinsam mit der Arbeit „Graues Fragment (Zwei Laternen)“ (Beye/F. Baumeister 2019) durchaus eine Sonderstellung neben drei Laternen-Bildern des Jahrs 1955 einnimmt, jenem letzten Lebensjahr des Künstlers. Wie so häufig stellt sich dem Betrachter die Frage nach der Bedeutung des Zeichens der Laterne - einer Frage, mit der sich auch Will Grohmann zum Ende seiner Monographie konfrontiert sieht: „Was mag Baumeister mit seinen ‚Laternen' gemeint haben? […] Laternen gibt es fröhliche wie aus Klees ‚Laternenfest'; Kinder marschieren am Sommerabend mit Lampions durch die Dämmerung, es gibt aber auch Allerseelenlaternen wie im Tempelbezirk von Nara, der alten japanischen Kaiserstadt, Totenlampen, die einmal im Jahr erleuchtet werden. Sind es diese? Die Mehrdimensionalität bezieht sich in der Kunst nicht nur auf Raum und Zeit, sondern auch auf unsere Träume von Welt und Ewigkeit. An welche der Welten mag Baumeister gedacht haben? […] In einer und derselben Serie klingen bei gleichbleibenden Grundformen sehr verschiedene Leidenschaften, aber auch Erkenntnisse an. Eine leichte Verschiebung der Akzente kann das Ganze in sein Gegenteil verwandeln, ein anderes Gelb im Grund, ein anderes Rot auf Blau genügt schon, die Ebenen zu verschieben. Es ist nicht so, daß Baumeister darum wußte, als er sich der Grenze zwischen hier und dort näherte, und daß er das Orchester seiner Erfindungen und poetischen Kräfte bewußt dirigierte. Er vertraute wie immer auf den Einklang zwischen der inneren und äußeren Welt und brauchte sich um die Ankunft im Reich des All-Einen nicht mehr zu sorgen.“ (Will Grohmann, Willi Baumeister. Leben und Werk, Köln 1963, S. 159f).

Werkverzeichnis

Grohmann 1654; Beye/F. Baumeister 2120

Provenienz

Sammlung Will Grohmann, Berlin; seitdem in Familienbesitz