Lot 206 Dα

Die vorliegende Arbeit ordnet Will Grohmann Baumeisters Werkgruppe der „Linienmauer, Ritzlinien, plastische und andere Linien“ zu, mit der sich der Maler von den frühen 1940ern bis zu den anbrechenden 1950er Jahren beschäftigt. Was diese Arbeiten verbindet, ist eine unverkennbar archaisch-mystische Formensprache, die der Künstler auch in Titeln wie „Afrika“, „Sumer“ oder „Mykene“ reflektiert. „Immer mehr verzahnen sich die Entwürfe Baumeisters“, schreibt Will Grohmann über Baumeisters Werke der 1940er Jahre, „immer deutlicher wird, daß der Maler nicht mehr in Themen denkt, sondern aus der Fülle seiner bildnerischen Erfindungen und Erfahrungen heraus, die einer Empfindung oder einer tieferen Schicht seines Bewußtseins die Richtung angeben. Alles ist Maskierung, jede Gestalt ist vieldeutig, Medium einer Wahrheit, die sich nicht unmittelbar begreifen und fassen lässt. […] Aus dieser Situation heraus empfand Baumeister den Weg des Künstlers doppelt als einen Weg ins Unbekannte, als eine Entdeckungsfahrt zu einem Ziel, das er nicht kennt, das er erst weiß, wenn das Ziel erreicht ist. Eine Berührung mit Klees Behauptung, daß der Künstler zwar alles wisse, aber nachher.“ (Will Grohmann, Willi Baumeister. Leben und Werk, Köln 1963, S. 97f). Baumeisters Ritzfiguren scheinen der Vergangenheit zu entstammen und beinhalten doch das Gegenwärtige wie das Zukünftige.