Anton Raphael Mengs - Hl. Petrus mit Schlüsseln, gerahmt von zwei Engeln. Grisaillebozzetto für das Fresko in der Sala dei Papiri im Palazzo Apostolico Vaticano, Rom - image-1

Lot 2117 Dα

Anton Raphael Mengs - Hl. Petrus mit Schlüsseln, gerahmt von zwei Engeln. Grisaillebozzetto für das Fresko in der Sala dei Papiri im Palazzo Apostolico Vaticano, Rom

Auktion 1153 - Übersicht Köln
30.05.2020, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 8.000 € - 10.000 €
Ergebnis: 6.875 € (inkl. Aufgeld)

Anton Raphael Mengs

Hl. Petrus mit Schlüsseln, gerahmt von zwei Engeln. Grisaillebozzetto für das Fresko in der Sala dei Papiri im Palazzo Apostolico Vaticano, Rom

Öl auf Leinwand (doubliert). 49 x 60 cm.

Anton Raphael Mengs erhielt 1771 von Papst Clemens XIV. den Auftrag für die Gestaltung der Decke in der Stanza dei Papiri der Vatikanischen Bibliothek in Rom. Im Zentrum der von Mengs in den beiden folgenden Jahren geschaffenen Dekoration steht ein Fresko mit der Allegorie auf das Museum Clementinum. An den beiden Längsseiten der Decke stellte Mengs Puttengruppen mit einem Pelikan bzw. einem Ibis dar, während er an den beiden kürzeren Seiten Darstellungen des Moses und des Petrus platzierte, die als Beginn und Ziel der schriftlichen Tradition des Christentums galten.
Das vorliegende Gemälde ist ein eigenhändiger Bozzetto von Mengs für das Motiv des Petrus. Möglicherweise handelt es sich um den auf Leinwand gemalten Bozzetto in „Chiaroscuro“, der im Nachlassinventar erwähnt wird, das nach dem Tod von Mengs 1779, also nur wenige Jahre nach Vollendung der Fresken, in Rom erstellt wurde (vgl. den Abdruck des Inventars in Roettgen 1990, S. 564, Nr. 64).
Prof. Dr. Steffi Roettgen, die das Gemälde im Original studiert hat, schreibt in ihrem Gutachten zu diesem Werk: „Die in Mengs' Schaffen nicht seltenen monochromen Bozzetti hatten vor allem für figurenreiche Kompositionen die Funktion, das „Helldunkel“, d.h. die Licht-Schatten-Balance des späteren Gemäldes zu erarbeiten. Charakteristisch für diese Ölskizzen ist ihre pastose und flüchtige Maltechnik und die Vernachlässigung der meistens zuvor ausgearbeiteten zeichnerischen Details. Auch die skizzenhaft angelegte monochrome Ölstudie für den heiligen Petrus ist diesem Projektstadium zuzurechnen. Unter Vernachlässigung der architektonischen Details gilt das Augenmerk allein der figürlichen Disposition, die bereits dem Endzustand entspricht. Die weitere Ausarbeitung erfolgte in Form eines farbig ausgeführten modello (Roettgen 1999, Kat. 309), bevor der maßstabsgerechte Karton (Roettgen 1999, Kat. 307 VZ 5) entstand, mit dessen Hilfe dann das Werk auf den zu bemalenden Gewölbeabschnitt übertragen wurde. Da sich für das Bildfeld des Petrus außer dem Karton keine zeichnerischen Vorarbeiten erhalten haben, stellt der Grisaille-Bozzetto ein wichtiges Dokument für den Arbeitsprozess dar.“

Zertifikat

Prof. Dr. Steffi Roettgen, München, 20.4.2020

Provenienz

Deutsche Privatsammlung.

Literaturhinweise

Zu den Deckenfresken der Stanza dei Papiri: Opere di Antonio Raffaello Mengs, primo Pittore del Re cattolico Carlo III. Publicate dal Cavaliere D. Giuseppe Niccola d'Azara e in questa edizione corrette ed aumentate dall'avvocato Carlo Fea. Rom (Pagliarini) 1787. - Steffi Roettgen: Das Papyruskabinett von Mengs in der Biblioteca Vaticana. Ein Beitrag zur Geschichte und Idee des Museo Pio-Clementino, in: Münchner Jahrbuch der Bildenden Kunst XXXI, 1980, S. 189-246. - Steffi Roettgen: Anton Raphael Mengs 1728-1778. Das malerische und zeichnerische Werk, München 1999, S. 406-418, Nr. 307-310. - Steffi Roettgen: Anton Raphael Mengs 1728-1779. Leben und Wirken, München 2003, S. 318-325.