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Lot 28 Dα

Max Liebermann - Kind unter Bäumen - Studie zu den "Spielenden Kindern"

Auktion 1155 - Übersicht Köln
19.06.2020, 18:00 - Moderne und Zeitgenössische Kunst - Evening Sale
Schätzpreis: 40.000 € - 50.000 €
Ergebnis: 55.000 € (inkl. Aufgeld)

Max Liebermann

Kind unter Bäumen - Studie zu den "Spielenden Kindern"
1882

Öl auf Papier, auf Holz aufgezogen 26,9 x 16,4 cm Gerahmt. Unten links mit Tusche signiert 'MLiebermann'. - Rückseitig auf einem alten Papieretikett numeriert "2487".

Das „Kind unter Bäumen“ ist die Studie zu der mittleren Figur des ebenfalls 1882 datierten, in dem Dorf Zweelo entstandenen, größeren Gemäldes „Spielende Kinder“ von Max Liebermann (Eberle 1882/10). Die Kinder sind in einem kleineren mit jungen Obstbäumen bewaldeten Gartenstück bei einem Spiel gezeigt, bei dem es darum geht, dass ein Mitspieler denjenigen fangen soll, der bei dem Ruf „Bäumchen wechsel dich“ keinen Baum als Zufluchtsort findet. Unser Kind ist also zu dem Zeitpunkt dargestellt, an dem es auf die Aufforderung des Baumwechsels wartet. In der danach entstandenen großen Komposition bildet das Kind lediglich ein kleines Element in der Arbeitswelt und Kinderspiel beschreibenden Szenerie - Figuren, die wie die Wäschetrocknende auch nachfolgend zu eigenen Einzelmotiven etwa der Wäschebleiche verarbeitet werden.
Für den Berliner Künstler wird Holland zur künstlerischen Wahlheimat, weil er schon früh den Werken, Rembrandts, Frans Hals' und Vermeers verfällt, wie Margreet Nouwen ausführt. (in: Ausst. Kat. Max Liebermann. Der Realist und die Phantasie, Hamburg/Frankfurt.M./Leipzig1997/1998, S.11 ff.). Ab den frühen 1870er Jahren verbringt Max Liebermann die Sommermonate während einer Dauer von etwa 40 Jahren in den Niederlanden und widmet sich in seinen Gemälden vornehmlich der arbeitenden Landbevölkerung, den Bewohnern von Beginenstiften, Waisenhäusern und Männerasylen, bevor er sich in späteren Jahren mit dem vergleichsweise mondänen Strandleben an den holländischen Küsten beschäftigt. „1882 traf der deutsche Maler Helmuth Liesegang in Zweelo, einem kleinen Dorf in der Provinz Drenthe, auf Liebermann. Es war ein verregneter Sommer und Liebermann lief in Holzschuhen und einem blauen Kittel umher, weswegen ihn Liesegang (…) mit einem Viehhändler verwechselte.“ Ein Jahr später versuchte im übrigen Van Gogh Liebermann in Zweelo zu treffen und malte, wie er seinem Bruder Theo berichtete, dieselbe Obstbaumwiese. (Birte Frenssen, in: Ausst. Kat. Hamburg/Frankfurt.M./Leipzig1997/1998, op.cit. S. 178).
Gegenüber den in den größeren kompositorischen Rahmen gestellten Figuren der „Spielenden Kinder“ in Zweelo ist bei der vorbereitenden Studie „Kind unter Bäumen“ das Augenmerk detailliert auf das psychologische Moment, auf die Befindlichkeit der Dargestellten gelegt. Das Zögerliche, in sich Versunkene, in der die Bewusstwerdung und Verwandlung vom Kind zum Mädchen, resp. jungen Frau, sich vollziehen mag, der Kontrast von schwarzer offiziell wirkender Kleidung und den pausbackig kindlichen Zügen, machen das kleine Porträt zu einer besonders reizvollen Studie aus der frühen holländischen Werkphase Max Liebermanns.

Werkverzeichnis

Eberle 1882/7

Provenienz

Rudolf Lepke, Berlin 1908, Auktion 1514, 5.5.1908, Kat. Nr. 133 ("Mädchen an einen Baum gelehnt"); M. Goldschmidt, Frankfurt/Main 1911; Privatsammlung Berlin; Kunstkreis Berlin GbR; Privatsammlung Süddeutschland

Literaturhinweise

Der Kunstmarkt, Nr. 33, 22.5.1908, S. 247; Gustav Pauli, Max Liebermann, des Meisters Gemälde in 304 Abbildungen, Stuttgart/Leipzig 1911, S. 244, S. 254, Anm. zu S. 53; Katrin Boskamp, Studien zum Frühwerk von Max Liebermann mit einem Verzeichnis der Gemälde und Ölstudien von 1866-1889, Hildesheim/Zürich/New York 1994, Kat. E 43

Ausstellung

Düsseldorf 1988 (Galerie Ludorff), Kat S. 164 mit Farbabb; Düsseldorf 1992 (Galerie Ludorff), Kat. S. 12 mit Farbabb.; Cannes 1996 (La Malmaison), Max Liebermann, Kat. S. 14 mit Farbabb.; Rüsselsheim 1999 (Opel-Villen), Max Liebermann. Stationen eines Malerlebens, Kat. S 38 mit Farbabb.; Dessau 2000 (Orangerie des Georgiums), Max Liebermann, Kat. S. 12 mit Farbabb.; Wernigerode 2001 (Schloß Wernigerode), Licht. Phantasie und Charakter - Max Liebermann, Kat. S. 28 mit Farbabb.; Schwäbisch Hall/Wuppertal 2004 (Kunsthalle Würth/Von der Heydt-Museum), Max Liebermann. Poesie des einfachen Lebens, Kat. S. 70 mit Farbabb. (rückseitiges Rahmenetikett)