Per Kirkeby - Ohne Titel - image-1

Lot 67 D

Per Kirkeby - Ohne Titel

Auktion 1155 - Übersicht Köln
19.06.2020, 18:00 - Moderne und Zeitgenössische Kunst - Evening Sale
Schätzpreis: 120.000 € - 150.000 €
Ergebnis: 237.500 € (inkl. Aufgeld)

Per Kirkeby

Ohne Titel
1977

Öl auf Leinwand. 210 x 140 cm. Gerahmt. Rückseitig auf der Leinwand signiert und datiert 'PER KIRKEBY 1977'. - Mit leichten Altersspuren.

Per Kirkeby ist sowohl Künstler als auch Naturwissenschaftler, sein Studium der Geologie, seine Reisen und seine Affinität zur Natur schlagen sich vielfältig in seinem künstlerischen Schaffen nieder. Realistische Naturmotive klingen in seinen Gemälden an, gehen aber so nahtlos in abstrakte Strukturen über, dass sie für den Betrachter kaum fassbar sind. Vermutet man ein figürliches Motiv, einen Baum, einen Felsen, ein Tier, zu erkennen und sich in Erwartung weiterer derartiger Erkenntnisse tiefer in das Werk hineinzusehen, so verflüchtigt sich jede Gewissheit sogleich wieder. Das vermeintlich Erkannte transformiert sich bei intensiver Betrachtung zurück in abstrakte Gefüge aus Linien und Flächen. So scheinen sich aus dem hier angebotenen Gemälde vegetative Elemente herauszuschälen, junge Bäumchen und Sträucher bilden das Unterholz einer Waldlichtung vor einem winterlich grauen Himmel, Schneereste bedecken den Boden, ein überdimensioniertes Tier scheint im Vordergrund zu hocken, einen Augenblick später sieht sich der Betrachter jedoch wieder einem rein abstrakten Geflecht aus vielfältig übereinandergesetzten Strichlagen gegenüber.
Kirkeby sieht sich selbst ausdrücklich nicht als Landschaftsmaler: „Es gibt ja zwei Begriffe, die ich hasse im Umgang mit meiner Arbeit. Der eine ist ‚Landschaft' und der andere ist ‚Kolorist' … Ich habe das immer gehasst. Denn ich bin ja ein Großstadtkind. Ich habe nie so ein besonderes ‚Ach-welch-wunderschöne-Aussicht-Verhältnis' zur Landschaft gehabt. Landschaft ist für mich eine ganz bestimmte historische Kategorie, ein bestimmtes Klischee, das man immer verlassen kann, von dem man etwas benutzen oder nicht benutzen kann.“ (Per Kirkeby, zit. nach: Poul Erik Tøjner, Per Kikeby, Malerei, Köln 2003, S. 44). Natur bedeutet für den Künstler in erster Linie „Stofflichkeit und Materialität“, wie Poul Erik Tøjner an dieser Stelle weiter ausführt (a.a.O.). Kirkeby schafft keinen perspektivischen Naturraum, seinen Bildern haftet nichts Idyllisches an. Es gibt keinen Horizont und kein Panorama, stattdessen senkt und verengt er den Blick und führt den Betrachter mitten hinein in das undurchdringliche Gestrüpp und den Morast einer gänzlich unromantischen, aber intensiven Naturerfahrung.

Werkverzeichnis

PK 8 (Archivnummer der Bilder von Per Kirkeby im Archiv der Galerie Michael Werner, Köln und New York)

Provenienz

Galerie Michael Werner, Köln; Galerie Daniel Blau, München; Privatsammlung Johannes Gachnang, Bern (jeweils mit rückseitigem Aufkleber) (1998); Privatsammlung, Nordrhein-Westfalen

Literaturhinweise

Poul Erik Tøjner, Per Kirkeby, Malerei, Köln 2003, S.104 mit Farbabb.

Ausstellung

Karlsruhe 2000 (Städtische Galerie), Per Kirkeby, Die Karlsruher Jahre, Ausst.Kat.Nr.2, S.74 mit Farbabb.
Bern 1979 (Kunsthalle), Per Kirkeby, Ausst.Kat.Nr.37, o.S. mit Farbabb. (mit rückseitigem Aufkleber)