Teller mit Konturchinoiserien - image-1

Lot 631 Dα

Teller mit Konturchinoiserien

Auktion 1159 - Übersicht Köln
13.11.2020, 09:30 - Kunstgewerbe inkl. Sammlung Renate und Tono Dreßen
Schätzpreis: 3.000 € - 4.000 €
Ergebnis: 4.500 € (inkl. Aufgeld)

Teller mit Konturchinoiserien

Porzellan, polychromer Emaildekor, Goldkonturen, brauner Randstreifen. Flach, passig mit profiliertem Rand. Spiegelfüllende, fein gemalte Darstellung einer chinoisen Landschaft mit drei großen Figuren. Auf der Fahne drei Zweige in Kakiemonpolychromie und gestreute Blüten. Blaumarke Schwerter, Dreherzeichen . . für Johann Martin Kittel jr. Dekor in Stellen berieben, Randchip auf 8 Uhr, 1 cm langer Radialriss auf 1 Uhr. D 22,5 cm.
Meissen, um 1735/36, der Dekor Adam Friedrich von Löwenfinck, zugeschrieben.

Mit großer Sicherheit stammt auch dieser Teller aus dem "Earl of Jersey"-Service, das nach Thomas Villiers, dem 3. Earl of Jersey (1709 - 1786), benannt ist. Er war von 1738 bis 1740 außerordentlicher britischer Gesandter am sächsischen Hof. Obwohl es keinen Beleg dafür gibt, dass er ein Servicegeschenk erhalten hat, befinden sich heute noch 21 Teller dieser Art in Osterly Park, das 1923 vom 9. Earl of Jersey übernommen wurde.
Ralph H. Wark erwarb zahlreiche Stücke mit ähnlichem Dekor, den er als eigenhändige Schöpfung von Adam Friedrich von Löwenfinck erachtete. Diese Zuschreibung stützte sich auf seinen mit "FvL" monogrammierten Krug. Abraham L. den Blauwen formulierte die Zuschreibung 2000 erstmals vorsichtiger, denn die Dekore wurden auch nach der Flucht von Adam Friedrich von Löwenfinck nach Bayreuth am 3. Okober 1736 bis vermutlich um (und nach) 1740 weiter realisiert. In der von den Blaauwen katalogisierten Amsterdamer Sammlung befinden sich elf Teller mit Drehernummer 16 und ein Teller mit dem Dreherzeichen Kreuz wohl für Andreas Schiefer (ein von ihm gedrehter Teller befindet sich auch in der Sammlung Arnhold).

Provenienz

Erworben bei Christie's London am 24. Februar 1997, Lot 366.

Literaturhinweise

Abgebildet im Kat. Blütenlese. Meißener Porzellan aus der Sammlung Tono Dreßen, München 2018, S. 59.
Vgl. den Blaauwen, Meissen Porcelain in the Rijksmuseum, Amsterdam 2000, Kat. Nrn. 202 - 205.
Ein weiterer Teller bei Cassidy-Geiger, The Arnhold Collection, London 2008, Kat. Nr. 183.
Vgl. Pietsch, Early Meissen Porcelain. The Wark Collection from the Cummer Museum of Art & Gardens, London 2011, Nrn. 206 - 212.
S.a. Chilton, Dogs and diplomats: Meissen Porcelain in England, 1732 - 54, in: Cassidy-Geiger (Hg), Fragile Diplomacy. Meissen Porcelain for European Courts ca. 1710 - 63, New Haven-London 2007, S. 278.