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Lot 1171 Dα

Bedeutende frühe Commessoplatte mit der Ansicht von Florenz

Auktion 1159 - Übersicht Köln
13.11.2020, 09:30 - Kunstgewerbe inkl. Sammlung Renate und Tono Dreßen
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €
Ergebnis: 287.500 € (inkl. Aufgeld)

Bedeutende frühe Commessoplatte mit der Ansicht von Florenz

Jaspis, Achate und Chalcedon auf rückseitig gefasster Schieferplatte, verbleite Eisenmontierung mit Zinnreparaturen. Als Steinintarsie gearbeitete detail- und farbenreiche Ansicht von Florenz über den Arno, im rechten Vordergrund ein am Ufer sitzender Angler. Montierung H 19,4, B 27 cm.
Cosimo Castrucci, Florenz oder Prag, um 1590 - 1600.

1592 wurde der Florentiner Steinschneider Cosimo Castrucci an den Prager Hof berufen. Kaiser Rudolf II. war ein großer Liebhaber des Steinschnitts, der Kameen und der Commessoplatten, ein Bewunderer der Kunstfertigkeit und wie viele seiner Zeitgenossen überzeugt von der heilenden Wirkung der Steine. So ist es verständlich, dass der Kaiser die beiden größten Meister ihrer Zeit, Cosimo Castrucci und Ottavio Miseroni für seinen persönlichen Bedarf verpflichten wollte.
Das erste von Cosimo Castrucci signierte und datierte Werk für den Prager Kaiserhof ist eine Tafel, die sich heute in der Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums in Wien befindet (Inv.-Nr. KK 3037). Es handelt sich um eine kleine Tafel mit 18,3 x 24,5 cm Größe, die von Cosimo Castrucci stolz rückseitig signiert und datiert wurde. Das Museum besitzt noch drei weitere Tafeln, u.a. auch eine größere, die die Opferung des Isaac darstellt (KK 3411).

Der Zauber dieser Tafeln liegt zum einen in der leuchtenden Farbenpracht der ausgesuchten Halbedelsteine und zum anderen in der Präzision des Steinschnitts, der an kostbare Juwelierarbeiten denken lässt. Castrucci verwendete dafür Achate in verschiedenen Farben, böhmischen Jaspis und Chalcedon, die wie bei großen Commessoplatten auf Schiefer als Trägermaterial appliziert werden. Über seine Vorlagen ist viel gerätselt worden, und man war der Meinung, dass er sich in der kaiserlichen Kupferstich- und Gemäldesammlung vor allem von Werken Pieter Bruegels, Paul Brils, Pieter Stevens´ und Aegidius Sadelers hat inspirieren lassen. Da seine Technik sich so vollkommen von den malerischen unterscheidet, hat Castrucci sich vom Konzept der Kopie als Etude emanzipieren müssen. Die Wirkung der Steine und ihrer Farben war vordergründig, nicht das Motiv. Mit dieser besonderen Commessoplatte ist ihm trotz des eher kontemplativen Sujets und der Stadtkulisse im Hintergrund ein außergewöhnliches Kunstobjekt gelungen, das in einzigartiger Weise höfischer Repräsentation und Prachtentfaltung entspricht.

Nach Cosimo Castruccis Tod um 1602 hat sein Sohn Giovanni, der 1610 zum Kammeredelsteinschneider ernannt wurde, die Prager Werkstatt übernommen. Von ihm gibt es eine sagenhafte Commessoplatte mit Ansicht des Prager Hradschins, die sich gleichfalls in der Wiener Kunstkammer befindet. Die höfische Prager Steinschneidewerkstatt existierte wohl noch einige Jahre nach dem Tod des Kaisers 1612 weiter und wurde spätestens geschlossen, nachdem Ottavio Miseroni 1624 verstorben war.

Provenienz

Seit 1965 in belgischem Privatbesitz.

Literaturhinweise

Zur Manufaktur Castrucci s. Giusti, Pietres Dure and the Art of Florentine Inlay, London 2006, S. 117 ff, Abb. 93 ff.