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Lot 192 Dα

Teller "Die Keuschheit des Joseph" nach Carlo Cignani

Auktion 1169 - Übersicht Berlin
24.04.2021, 11:00 - Preußen Auktion
Schätzpreis: 3.000 € - 4.000 €
Ergebnis: 3.500 € (inkl. Aufgeld)

Teller "Die Keuschheit des Joseph" nach Carlo Cignani

Porzellan, farbiger Aufglasurdekor, Vergoldung. Modell 1113, Konisch. Spiegelfüllende Darstellung des Gemäldes, die Fahne bedeckt mit gold akzentuiertem Lapislazulifond, gerahmt von zwei breiteren Goldstreifen. Rückseitig beschriftet "Joseph." Blaumarke Zepter mit emailblauem Überstrich, goldene 28, geritzt III. Rote Besitzermarke B-C, rot gelackte Inv.Nr. 406/? 9. D 24 cm.
Berlin, KPM, um 1803 - 13.

Die Darstellung im Spiegel des Tellers geht zurück auf den Kupferstich „Joseph und Potiphars Weib“ des berühmten Schweizer Kupferstechers Johann Jacob Frey d.Ä. (1681-1752). Der Stich wiederum reproduziert das Ölgemälde des italienischen Barockmalers Carlo Cignani (1628-1719), das um 1684 in Bologna entstand. Überliefert sind mindestens vier Bilder von Cignani mit diesem Sujet. Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei der dem Stich zugrunde liegenden Version um das mit 262 x 192 cm größte Joseph-Bild des letzten Meisters der Bologneser Schule. Dieses erwarb der dänische König Christian VI. 1731 aus der Sammlung des verstorbenen Grafen Christian Danneskiold-Samsøe. Seitdem ist es im Besitz des Königshauses und wird im Statens Museum for Kunst in Kopenhagen ausgestellt (Inv.Nr. KMSsp125).

Der Teller ist ein Paradebeispiel für die um 1800 in Berlin in Mode gekommene vollständige Übermalung des weißen Porzellanscherbens durch Kopien älterer Ölgemälde im Spiegel und prächtige, reliefierte und/oder radierte Goldgestaltung der Ränder, der Fahne und der Anstiege. Die Kombination von Steinimitat mit Goldbordüren wird in einigen KPM-Akten als „Wiener Bordüre“ bezeichnet. Sie geht möglicherweise auf den 1797 aus Wien zur KPM gekommenen Maler Franz Osterspey zurück. Die besten dieser so bemalten Teller, Tassen, Plateaus und Platten wurden ab 1800 regelmäßig auf den Berliner Akademie-Ausstellungen präsentiert.

Rückseitig zeigt der Joseph-Teller auffällige Sammlungskürzel und -nummern. Sie finden sich identisch auf einem weiteren Teller gleichen Modells mit einer Darstellung von Jupiter und Io nach einem Kupferstich des Ölgemäldes von Charles Monnet, der 1804 auf der Berliner Akademie-Ausstellung gezeigt wurde. Er stammt aus der Twinight Collection und wurde in Berlin, in der Lempertz Auktion 1125 am 7. November 2018, als Lot 45 versteigert. Auch dessen Fahne ist mit Steinimitat verziert, diesmal in rosafarbenem Marmor.

Der nachfolgende Teller mit der Darstellung Antiochus und Stratonice wurde ebenfalls auf der Unterseite mit gleichen Inventarkürzeln früherer Sammlungen gekennzeichnet. Der Kupferstich, der diesem Teller zugrunde liegt, ist noch nicht gefunden.

Literaturhinweise

Vgl. Kat. Raffinesse & Eleganz, München 2007, Nr. 55.