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Lot 222 Dα

Sitzender Odysseus als Heimkehrer

Auktion 1169 - Übersicht Berlin
24.04.2021, 11:00 - Preußen Auktion
Schätzpreis: 18.000 € - 25.000 €
Ergebnis: 25.000 € (inkl. Aufgeld)

Sitzender Odysseus als Heimkehrer

Zinkguss mit schwarzbrauner, fein lüstrierender Patinierung. Nach rechts gewandt, auf einem Felsen sitzende Figur, gehüllt in eine auf der rechten Schulter gehaltene Tuchdraperie, in der linken Hand ein Kurzschwert haltend, auf dem Kopf eine Mütze, an den Füßen Sandalen. Auf dem Felsen in Griechisch reliefiert beschriftet "ODYSSEUS". Auf der Plinthe graviert "A. MEVES FOND. BERLIN.". Delle am rechten Ellenbogen, zwei minimale Fehlstellen hinten am Sockel, Gussrisse. Die Figur hinten leicht in den Sockel gesunken. H 85, B ca. 64,5, T 35 cm.
Berlin, Eisen- und Zinkgießerei Albert Meves, 1840er Jahre, das Modell von Christian Friedrich Tieck, 1825 - 27, ursprünglich für den von Karl Friedrich Schinkel ausgestatteten Teesalon im Berliner Schloss.

In enger Zusammenarbeit mit Karl Friedrich Schinkel arbeitete Christian Friedrich Tieck (1776 - 1851) ab März 1825 an einer 15 mythologische Figuren zählenden Gruppe für den sogenannten Teesalon der Kronprinzessin Elisabeth von Preußen im Berliner Schloss. Der spektakuläre Raum, der den kulturellen Empfängen des Kronprinzenpaares diente, sollte durch zahlreiche Antikenzitate eine pompeijanische Stimmung evozieren. Schinkel entwarf eine sensationelle Rundbank wie für eine römische Exedra, zwölf Stühle und zwei Bänke im antiken Stil. Auf der Vertäfelung dahinter waren die sitzenden Skulpturen Tiecks auf Architekturkonsolen aufgestellt. Zwischen den Figuren hingen Tondi mit antiken Darstellungen verschiedener Berliner Maler. Den Raum überspannte ein illusionistisch gemaltes, konzentrisch geblähtes Segel, das Velarium, in dessen Mitte ein großer vergoldeter Prunkkandelaber angebracht war. Einige Ausstattungsstücke kamen später hinzu, wie etwa die zentrale Malachit-Jardinière, die der Kronprinz bei einem Besuch in Russland 1834 von Zar Nikolaus I. als Geschenk erhielt.

Von dem so prachtvoll ausgestatteten Teesalon im Berliner Schloss ist wenig übriggeblieben. Der Zweite Weltkrieg und die Sprengung des Schlosses 1950 zerstörten alles, was von Raumkultur und Selbstdarstellung des Kronprinzen in Berlin erhalten war. Nur wenige der Gipsplastiken Tiecks sind, wenn auch fragmentarisch, erhalten in den Sammlungen der Staatlichen Museen, wie die Psyche, die Iphigenie, die Demeter, die Persephone, die Omphale, die Elektra und die Hippolyte. Nach der Fertigstellung des Teesalons erhoffte Tieck sich Aufträge für die Realisierung seiner Figuren in Marmor. Da diese nicht erteilt wurden, bleiben die Gipse als „authentischste Reste“, wie es Bernhard Maatz formuliert. Doch Maatz erwähnt auch einzelne frühe Zinkgüsse und führt als Beispiel den des Achill an. Dies hat auch Sabine Hierath bestätigt mit dem Nachweis, dass es auf dem Berliner Dreifaltigkeitsfriedhof den Achill als nach 1847 entstandenen Zinkguss, der allerdings längst zerstört sei, gegeben habe. Somit verbleibt der Odysseus, der, wenn auch in Zinkguss ausgeführt, uns heute als das einzige Exemplar einen Eindruck vom ursprünglichen Entwurf Tiecks vermittelt.

Literaturhinweise

Die Ausführung in Marmor für den Teesalon im Berliner Schloss links erkennbar auf dem Aquarell in der Sammlung SPSG (Inv. Nr. 2906a) und der Theophron Kjellberg 1843 bemalten Porzellanplatte (verst. Lempertz Berlin Auktion 1125 am 7. November 2018, Lot 110, s.a. Kat. Raffinesse & Eleganz, München 2007, Nr. 121).
Das Aquarell des Teesalons mit der Marmorskulptur im Kat. Karl Friedrich Schinkel, Möbel und Interieur, Hamburg-München-Berlin 2002, Nr. 12.
S.a. Kat. Karl Friedrich Schinkel Geschichte und Poesie, Berlin-München 2012, Nr. 155.
Die erhaltenen Gipse Tiecks im Kat. Nationalgalerie Berlin Das XIX. Jahrhundert, Bd. 2, Berlin 2006, Nr. 1245 ff.
S.a. Hierath, Berliner Zinkguß. Architektur und Bildkunst im 19. Jahrhundert, Köln 2004, S. 170, Abb. 118.