Schüssel aus dem Tafelservice Pâris de Monmartel-Béthune - image-1

Lot 1373 Dα

Schüssel aus dem Tafelservice Pâris de Monmartel-Béthune

Auktion 1174 - Übersicht Köln
04.06.2021, 12:00 - Kunstgewerbe
Schätzpreis: 3.000 € - 4.000 €
Ergebnis: 5.000 € (inkl. Aufgeld)

Schüssel aus dem Tafelservice Pâris de Monmartel-Béthune

Porzellan, polychromer Emaildekor, Vergoldung. Modell Gotzkowsky. Oben auf der Fahne das von zwei Löwen gehaltene, bekrönte Allianzwappen auf einer Rocaillenkonsole in goldgehöhtem Sepiacamaieu. In Spiegelmitte, rechts und unten auf der Fahne kleine Sträuße mit Holzschnittblumen, links auf der Fahne ein Insekt. Über den Brandfehlern kleine Blüten. Blaumarke Schwerter, Drehernummer 20. Kleine Kratzer, etwas Goldberieb. D 28,1 cm.
Meissen, 1746, das Modell von Johann Friedrich Eberlein.

Der französische Bankier Jean Pâris de Monmartel (1690 - 1766) und seine dritte Frau Marie Armande de Béthune (1709 - 1772) heirateten am 16. Februar 1746. In der Familie wurde das Gerücht tradiert, dass das zu diesem Anlass entstandene Meißenservice ein Hochzeitsgeschenk des polnischen Königs Stanislaw Leszczynski sei. Tatsächlich aber war das Service ein Geschenk des sächsischen Königs August III. Für den Katalog „Fragile Diplomacy“ gaben sich Selma Schwartz und Jeffrey Munger auf die Spurensuche nach dem Service und fanden einen 1749 endenden Briefwechsel, der den Auftraggeber und den Beschenkten eindeutig identifiziert. Hermann Moritz Prinz von Sachsen, der Maréchal de Saxe, beschrieb Jean Pâris de Monmartel als dermaßen einflussreich, dass er die Staatsmaschine am Laufen hielt. Der Beschenkte hingegen war drei Jahre nach Erhalt des Services noch so stolz und glücklich darüber, dass er es in seinem Büro unter Verschluss hielt und niemand außer ihm selbst die Stücke in die Hand nehmen durfte.
Das Service stand noch bis zu seinem Tod 1766 in seinen Privaträumen. Es bestand damals aus 72 Speisetellern, 24 Suppentellern, 60 Platten, vier runden und vier ovalen Terrinen, zwölf Salatschüsseln, fünf Saucièren, 20 compotiers und vier Blattschalen - hatte also einen für diese Zeit eher durchschnittlichen Umfang eines höfischen Services.

Provenienz

Pfälzische Privatsammlung.

Literaturhinweise

Zur Geschichte des Services s. Schwartz/Munger, Gifts of Meissen Porcelain to the French Court, 1728 - 50, in: Cassidy-Geiger (Hg), Fragile Diplomacy. Meissen Porcelain for European Courts ca. 1710 - 63, New Haven-London 2007, S. 147 f.
Eine gleiche Platte im Kat. Sammlung Hoffmeister, Bd. II, Hamburg 1999, Nr. 364, und eine weitere verst. Lempertz Köln Auktion 1159 Sammlung Renate und Tono Dreßen am 13. November 2020, Lot 705.