Andrea Sguazzella - Die Heilige Familie mit der Heiligen Elisabeth und dem Johannesknaben - image-1

Lot 2018 Dα

Andrea Sguazzella - Die Heilige Familie mit der Heiligen Elisabeth und dem Johannesknaben

Auktion 1175 - Übersicht Köln
05.06.2021, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen 15.-19. Jh.
Schätzpreis: 20.000 € - 25.000 €
Ergebnis: 18.750 € (inkl. Aufgeld)

Andrea Sguazzella

Die Heilige Familie mit der Heiligen Elisabeth und dem Johannesknaben

Öl auf Holz. 56 x 59 cm.

Die Verbindung der vorliegenden Komposition mit Andrea del Sartos berühmter „Heiliger Familie“ im Louvre ist nicht zu übersehen. Allerdings verrät schon der zweite Blick, dass es sich dabei nicht um eine reine Kopie handelt, sondern um ein eigenständiges Werk eines anderen Malers aus dem unmittelbaren Umfeld Sartos.
Andrea Sguazzella, dem dieses Gemälde überzeugend von Marius Mrotzek zugeschrieben wurde, gehört zu den erst kürzlich näher erforschten Malern um den großen Florentiner des 16. Jahrhunderts (siehe Nesi, op. cit.). Er ist unter den Schülern derjenige, der den Meister 1518/19 an den königlichen Hof nach Paris begleitet und somit die Entstehung des Louvre-Bildes persönlich erlebt hat. Bezeichnend an diesem Bild sind vor allem die Gesichter von Elisabeth und Joseph, in denen sich Sartos Rezeption der Werke Michelangelos manifestiert. Andererseits hat der Maler des vorliegenden Bildes das Bildmotiv in ein kleineres Quadrat untergebracht und die Position der Figuren verändert. Während sich Elisabeth und Joseph, wie auf Sartos Bild auch, geradezu hinter dem Rücken Marias unterhalten, ist die Position des Johannes und seine Beziehung zu Jesus und Maria hier eine andere. Als Dreiergruppe zusammengefasst mit den Kindern, die beide die neu hinzugefügte Kreuzesfahne halten und damit bereits auf die Passion Christi hinweisen, verleiht Sguazzella seinem Bild eine andere Bedeutung. Im Gegensatz zu dem eindrucksvollen und auf Fernsicht konzipierten Großformat Sartos, handelt es sich hier um ein privates Andachtsbild.
Sguazzellas Tafel ist auf Eichenholz gemalt, was für eine Entstehung in Frankreich spricht und nicht in Florenz nach dem Tode Andrea del Sartos 1630, wie so viele andere Gemälde von der Hand seiner Schüler. Vielleicht ist auch die Tatsache, dass unsere Komposition in ein Quadrat eingefangen ist, ein weiteres Argument für eine Entstehung im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Louvre-Bild, also um 1519/20. Denn auch Sartos Bild war zunächst kein Tondo, sondern wurde später zu einem Rundbild umgewandelt.


Zertifikat

Dr. Marius Mrotzek, Heidelberg.
Alessandro Nesi, April 2021.

Literaturhinweise

Über den Künstler: A. Nesi: Andrea Sguazzella. Un dilemma sartesco, Florenz 2018.