Lot 2029 Dα

Annähernd ganzfigurig und in einem engen Bildausschnitt zeigt das vorliegende Gemälde den dornengekrönten Christus, der mit beiden Händen das auf seiner Schulter ruhende Kreuz umfasst. Vor dem tiefdunklen Hintergrund leuchten die strahlenden Rot- und Blautöne der Gewänder Christi, die mit scharfkantigen Faltenwürfen wiedergegeben werden. Sowohl das Thema des kreuztragenden Christus als auch die nahansichtige Wiedergabe in einem enggefassten Bildausschnitt waren in der Zeit der Gegenreformation besonders beliebt, ermöglichten sie doch dem gläubigen Betrachter das empathische Nachempfinden des Leidens Christi. Ein prominenter Vertreter dieser künstlerischen Zielsetzungen der Gegenreformation war der in Verona geborene, aber vor allem in der Toskana tätige Maler Jacopo Ligozzi, dem Sandro Bellesi das vorliegende Gemälde, das er im Original gesehen hat, zugeschrieben hat und als eines der ausdrucksvollsten religiösen Werke des Künstlers bezeichnet ("L'opera, catalogabile tra le espressioni più intense della poetica sacra di Ligozzi“).
Ligozzi, der „pittore universalissimo“ wie ihn der Titel einer ihm 2014 gewidmeten Florentiner Ausstellung nennt, war nach seiner Übersiedelung nach Florenz zunächst als Hofkünstler der Medici tätig und erlangte ersten Ruhm mit seinen in leuchtenden Wasser- und Deckfarben minutiös ausgeführten naturwissenschaftlichen Darstellungen sowie Werken für die ephemeren Fest- und Trauerarchitekturen der toskanischen Großherzöge. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts wandte sich Ligozzi zunehmend der religiösen Malerei zu und schuf zahlreiche Altargemälde für bedeutende Kirchen und Klöster der Toskana. Sandro Bellesi sieht in ihm eine der originellsten und interessantesten Künstlerpersönlichkeiten, die in der Toskana zwischen dem 16. und 17. Jahrhundert tätig waren („personalità artistica tra le più originali e interessanti attive in Toscana tra Cinquecento e Seicento“).