Philipp Stöhr - Madonna mit Kind vor weiter Landschaft - image-1

Lot 2137 Dα

Philipp Stöhr - Madonna mit Kind vor weiter Landschaft

Auktion 1175 - Übersicht Köln
05.06.2021, 11:00 - Gemälde und Zeichnungen 15.-19. Jh.
Schätzpreis: 6.500 € - 8.000 €
Ergebnis: 8.125 € (inkl. Aufgeld)

Philipp Stöhr

Madonna mit Kind vor weiter Landschaft

Öl auf Holz (parkettiert). 37 x 29 cm.
Auf dem goldverzierten Saum des blauen Mantels signiert und datiert:
STOEHR PIN MDCCCXXIII DEI.

Nach einem vierjährigem Zeichenunterricht in Würzburg schreibt sich Stöhr 1812 an der Akademie der bildenden Künste in Wien ein, welche vom eklektizistischen Barock-Klassizismus Heinrich Friedrich Fügers dominiert wird. Bereits 1810 hatten Friedrich Overbeck, Franz Pforr, Ludwig Vogel und Johann Konrad Hottinger dieser Enge den Rücken gekehrt, um in Rom ihre verehrten italienischen Vorbilder zu studieren. Mit deren religiös motiviertem Erneuerungsideal kam Philipp Stöhr sicherlich durch den in Wien zurückgebliebenen Joseph Sutter in Berührung. 1816 kehrt Stöhr in seine fränkische Heimat zurück, um ein Jahr danach bei der königlichen Landesdirektion in Würzburg ein Gesuch um Unterstützung zu einer weiteren Ausbildung in Italien zu erbitten. Durch Schnorr von Carolsfelds Briefe aus Italien sind wir über Stöhrs Aufenthalt in Florenz informiert. Im Palazzo Pitti habe er die Madonna della Sedia von Raffael kopiert.
Fünf erhaltene Skizzenbücher aus den beiden italienischen Jahren geben durch genau datierte Landschaftsstudien mit Ortsbezeichnungen einen recht guten Überblick über seine Reiserouten, die ihn in die römische Campagna und die Umgebung von Neapel führen. Zudem bilden diese durch Portraitzeichnungen seinen Freundes-, Kollegen- und Bekanntenkreis ab. Im Frühjahr 1820 kehrt Philipp Stöhr dann zunächst für drei Jahre nach Wien zurück. Dort kann er 1822 in der Jahresausstellung der Akademie drei Gemälde ausstellen. 1824 schließlich lässt er sich mit seiner jungen Familie endgültig in Würzburg nieder, wo er bis zu seinem Tod 1856 sein gesichertes Auskommen als königlicher Universitätslehrer und später Professor für höhere Zeichenkunst findet. In seiner letzten Schaffensphase beschränkt sich Stöhr auf spätbiedermeierliche Porträts - vor allem seiner engeren Verwandtschaft.
Stöhrs Faszination für Raffael zeigt sich auch in dem uns vorliegenden Werk, welches auch von einer Klarheit der Formen und Kühlheit des Kolorits gekennzeichent ist - ein bemerkenswertes Gemälde der nazarenischen Kunst.
Verso befindet sich ein altes Etikett mit der Inschrift: "Dieses Bild, "Madonna mit dem Kinde" hat mein Grossvater Philipp Stoehr gemalt." Darunter die Unterschrift mit brauner Tinte: "Frau Agnes Wortmann geb. Stöhr".

Provenienz

Westdeutscher Privatbesitz.