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Lot 84 Dα

Höfische Pariser Toilettedose

Auktion 1182 - Übersicht Köln
15.07.2021, 11:00 - The Exceptional Bernard De Leye Collection
Schätzpreis: 50.000 € - 60.000 €
Ergebnis: 56.250 € (inkl. Aufgeld)

Höfische Pariser Toilettedose

Silber; vergoldet. Rechteckiger Korpus auf flachem Boden; die Wandung umlaufend dekoriert mit getriebenem und fein ziseliertem Weinlaub und Trauben. Der Rand des flachen, zweistufigen Scharnierdeckels mit flach getriebenen Tuchdraperien zwischen Palmettgebinden; davor antikische Porträtmedaillons zwischen Amorettenpaaren und gekreuzten Köchern. Auf dem Plateau des Deckels, umrahmt von einer Lorbeergirlande, enthüllt ein stehendes Amorettenpaar ein umkränztes Spiegelmonogramm mit Fürstenkrone. Im Innern über einer mit Tulpen und Akanthus gravierten Bodenplatte, ein 1843 ergänzter, àjour gearbeiteter Einsatz mit drei quadratischen Kompartimenten. Marken: Pariser Pächterstempelung Vincent Fortier für 1672 - 77, Jahresbuchstabe F für 1674 (Rosenberg Nr. 6446, 6357 ff.), MZ André Regnier (ab 1641). Der ergäntzte victorianische Einsatz mit BZ London für 1843, MZ Samuel Whitford II (ab 1800, Grimwade Nr. 2663). H 7; B 27; T 22,5 cm, Gewicht 1.922 g.
Paris, André Regnier, 1674.

Diese aufgrund ihres Grundrisses „Carree“ genannten Dosen waren im 17. Jahrhundert fester Bestandteil höfischer Toiletteservice und dienten wohl in erster Linie der Aufbewahrung von Kämmen und Bürsten. Schloss Rosenborg in Kopenhagen bewahrt ein etwa zur gleichen Zeit entstandenes Service der Prinzessin Hedvig Sophia von Schweden, für das Regnier ein Paar nahezu identischer Carrées, eine Handschuhdose und zwei Bürsten lieferte.

Die reliefierte Fürstenkrone auf dem Deckel entspricht einer britischen Rangkrone, wie sie dem Sohn oder der Tochter eines regierenden Monarchen zusteht. Das ligierte Spiegelmonogramm könnte auf Prinzessin Alice von Großbritannien und Irland (1843 - 1878) hinweisen, der zweiten Tochter der britischen Königin Victoria und Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, die in dem Jahr geboren und getauft wurde, in dem der Einsatz gefertigt wurde.


Literaturhinweise

Zu André Regnier vgl. Bimbenet-Privat, Les Orfèvres et l'orfèvrerie de Paris au XVIIe siècle, Paris 2002, S. 489. Eine 1657 entstandene Ecuelle des Meisters befindet sich in der Sammlung des Musée des Arts Decoratifs in Paris, abgebildet ebd., Band II, Paris 2002, Nr. 64. Zu den Pariser Toilettegarnituren des 17. Jh. vgl. auch das Service für Königin Mary von England, heute in der Sammlung des Herzogs von Devonshire, abgebildet bei Micio, Les Collections de Monsieur Frère de Louis XIV, Paris, 2014, S. 257.