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Lot 4 D

Willi Baumeister - Figurenmauer

Auktion 1187 - Übersicht Köln
03.12.2021, 18:00 - Evening Sale - Moderne und Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 60.000 € - 80.000 €
Ergebnis: 68.750 € (inkl. Aufgeld)

Willi Baumeister

Figurenmauer
1946

Öl mit Kunstharz auf Malkarton 44,8 x 58,7 cm Gerahmt. Unten rechts schwarz signiert und datiert 'Baumeister 46' (in die frische Farbe geritzt). - Oberflächlich zum Teil minimal verschmutzt. Ansonsten in farbfrischer Erhaltung.

„Die zum Teil starkfarbigen ‚Figurenmauern' (ab 1942) sind im Grunde Mauern, nicht Mythologie, aber in diesen Jahren wird Baumeister alles unter der Hand zu phantasievollen Gestalten aus dem Reich der Mütter oder zu Verwirklichungen supranaturaler Kräfte. Sein Antirationalismus läßt ihm das Unwahrscheinlichste als das Wichtigste erscheinen […].“ (Will Grohmann, Willi Baumeister. Leben und Werk, Köln 1963, S. 104).

Willi Baumeisters bedeutender Beitrag zur europäischen Moderne wurde vielfach gewürdigt. Sein tiefes Interesse an einem übergreifenden Dialog von Geschichte und Gegenwart, seine fortwährende Beschäftigung mit den verborgenen Kräften der Natur und den verschollenen Bildern vergangener Kultur berühren Themenkreise, die auch aus heutiger Sicht von ausgewiesener Aktualität erscheinen. Anregung für seine beeindruckenden Figurenmauern mögen Baumeister die archaischen Mauern und Steinwände der alten Kulturen Süd- und Mittelamerikas gegeben haben. Zwischen zeichenhaften Gebilden werden Baumeistes Mauern bevölkert von urzeitlichen Gestalten, geisterhaften Figuren, denen etwas unverkennbar spukhaftes oder antirationales, wie es bei Grohmann heißt, innewohnt.

Wie aus einem Nebel materialisiert sich unsere „Figurenmauer“ vor den Augen des Betrachters, wobei sich in ihrer ausgesprochenen Farbigkeit ein sehr offenes, nicht unheiteres Moment vermittelt. Tatsächlich fällt die Entstehungszeit unseres Bildes in eine Zeit des Neubeginns. Nach Ende des II. Weltkrieges und dem damit verbundenen zeitweiligen Malverbot für den unter den Nationalsozialisten verfemten Künstler, wird Baumeister im März 1946 zum Professor an der Kunstakademie Stuttgart berufen; kurz darauf erscheint seine wichtige Schrift über „Das Unbekannte in der Kunst“.

Werkverzeichnis

Grohmann 907 (betitelt "Figurenmauer II"); Beye/F. Baumeister 1267

Provenienz

Dietrich Fey, Thalmühle (Holstein); Stuttgarter Kunstkabinett Roman Norbert Ketterer, Stuttgart, 34. Auktion, 20./21.11.1959, Lot 44; Privatbesitz Düsseldorf; La Medusa Studio d'Arte, Rom; Bartolo Gnutti, Bergamo; Sprovieri Agenzia d'Arte Moderna, Rom; Galerie Thomas, München (1980); Privatsammlung Nordrhein-Westfalen; seitdem in Familienbesitz