Lot 72 D

„Das Bild ist letzten Endes vollständig auf dem Gegensatz, ja einem heftigen Konflikt zwischen Licht und Farbe aufgebaut. Teils ist das bei Herbert Brandl zwischen dem Weiß der Leinwand und den Buntfarben der Fall, teils auch durch den Kampf von Bunt- und Weißfarben auf der gleichen Leinwand […]. Dieser Streit potenziert auf Brandls Bildern der 2000er Jahre die Intensität beider Kontrahenten, der Farbe wie des Lichts, und verleiht ihnen eine frische Energie, die ohne künstliche Farbsetzungen und ohne spektakuläre Kontraste auskommt. Im selben Maß wird, sobald das Auge sich auf diese intensiven Farb- und Lichtflächen eingestellt hat, erkennbar, dass ihre Formensprache sich an einem schmalen Grad ansiedelt, an dem bisweilen abstrakte, spontan gezogene Linienmuster und Flächenverbindungen als Inhalt des Bildes erscheinen, während im nächsten Augenblick wieder ein durchaus figuraler Anlass, der von großer Einfachheit gekennzeichnet ist, evident wird um sich gleich wieder in das Erlebnis des ungegenständlichen Bildes aufzulösen. So etwas wie eine grasbewachsene Fläche, so etwas wie sich bewegende Algen unter Wasser […]. Das alles wird ohne Effekte und in einer Natürlichkeit vorgetragen, die die große Qualität von Brandls Werk besonders in den 2000er Jahren darstellt.“ (Robert Fleck, Herbert Brandl, Eine zentrale Position der Malerei, in: Herbert Brandl, Ausst.Kat. Deichtorhallen Hamburg, 2009, S.77)