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Lot 2008 Dα

Jan Cornelisz. Vermeyen - Madonna mit Kind

Auktion 1197 - Übersicht Köln
21.05.2022, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 70.000 € - 90.000 €
Ergebnis: 75.000 € (inkl. Aufgeld)

Jan Cornelisz. Vermeyen

Madonna mit Kind

Öl auf Holz. 45,7 x 34,7 cm.

Jan Cornelisz. Vermeyen war ein gefeierter Maler, Grafiker und Entwerfer von Wandteppichen, der an den habsburgischen Höfen tätig war. Er wurde wahrscheinlich bei Jan Gossaert ausgebildet. Um 1525 nahm er seine Tätigkeit für den Hof von Margarete von Österreich in Mechelen auf. Im Mai 1530 reiste er mit Margarete zum Augsburger Reichstag und weiter nach Innsbruck, wo er Porträts der kaiserlichen Familie malte: Ferdinand von Österreich, seine Frau Anna und ihre vier Kinder. Nach Margaretes Tod im Jahr 1530 wurde Vermeyen offizieller Maler der Maria von Ungarn. Vier Jahre später zog er nach Spanien, um für ihren Bruder Kaiser Karl V. zu arbeiten und ihn auf seinem tunesischen Feldzug zu begleiten. Vermeyen fertigte viele Zeichnungen an, die die Ereignisse von Karls Kreuzzug festhielten. Als er 1540 in die Niederlande zurückkehrte, konzentrierte er sich auf die Porträtmalerei und prestigeträchtige Aufträge für Wandteppiche.

Bei vorliegendem Gemälde der Madonna mit Kind handelt es sich um ein neu entdecktes Werk des Jan Cornelisz. Vermeyen. Maximiliaan Martens datiert es in seinem Gutachten in die Jahre 1540-45. Das Werk zeigt italienische Einflüsse und dürfte demzufolge nach einem möglichen aber nicht nachweisbaren Aufenthalt Vermeyens in Rom entstanden sein. Martens vermutet, dass Vermeyen nach der Tunis-Kampagne über Italien zurückreiste.

Für eine Zuschreibung des Bildes an Vermeyen sprechen vor allem stilistische Vergleiche mit seinen gesicherten Werken. Martens sieht enge Bezüge zum Gemälde "Die Heilige Familie" im Frans Hals Museum, Haarlem (Inv. Nr. 683). In beiden Werken dynamisiert die Bewegung der Figuren die Komposition. Das Haarlemer Tafelbild ist signiert und wird in die Jahre 1528-29 datiert (Abb 1). Dieses Frühwerk steht noch unter dem Einfluss Jan Van Scorels, mit dem Vermeyen während seiner Ausbildungsjahre ca. 1523-25 in Kontakt stand. Davon zeugt die muskulöse, leicht athletische Figur des Christkindes. Im vorliegenden Gemälde ist die Anatomie formal überzeugender erfasst, was laut Martens auf ein späteres Entstehungsdatum schliessen läßt. Der Kopf des Kindes ist auch etwas runder, aber der Gesichtstyp bleibt im Wesentlichen gleich, insbesondere die Augen, die Nase und der Schmollmund. In beiden Gemälden wird das lockige Haar sorgfältig mit parallelen Pinselstrichen in Blei-Zinngelb hervorgehoben. Eng verwandt sind auch die elegante Bewegung der Hände der beiden Madonnen und ihre Gesichtszüge.

Eine Infrarotaufnahme (Abb. 2) zeigt kleine Pentimenti an der linken Körperseite des Kindes und an der oberen Seite des Stoffes auf dem Schoß der Maria. Diese Korrekturen weisen auf eine originale, sorgfältig während des Entstehungsprozesses entwickelte Komposition hin.

Abb. 1 / Ill. 1:
Jan Cornelisz. Vermeyen, Die Heilige Familie / The Holy Family, Haarlem, Frans Hals Museum, als Dauerleihgabe / on permanent loan, im / in Rijksmuseum, Amsterdam
© Rijksmuseum, Amsterdam.

Abb. 2 / Ill. 2: Infrarotaufnahme, IRR Copyright Ugent, Gicas, 2022.

Zertifikat

Maximiliaan Martens, Gent, 11.3.2022.