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Lot 2009 Dα

Maarten van Heemskerck - Die Heilige Dreifaltigkeit

Auktion 1197 - Übersicht Köln
21.05.2022, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 200.000 € - 250.000 €
Ergebnis: 187.500 € (inkl. Aufgeld)

Maarten van Heemskerck

Die Heilige Dreifaltigkeit

Öl auf Holz. 56 x 40 cm.

Bei vorliegendem Gemälde handelt es sich um eine bedeutende Entdeckung einer Kompositon Maarten Van Heemskercks, die über einen Stich des Haarlemer Stechers Jacob Matham bekannt ist. Dieser erschien 1602 mit der Bezeichnung M. Heemskerck pinxit (Abb. 1). Aufgrund der Untersuchungen von Dr. Ilja Veldmann, die sich auf das Werk von Heemskerck spezialisiert hat, kann die Tafel heute als die Vorlage für Mathams Stich gelten. Die Komposition muss sich einiger Beliebtheit erfreut haben, da es eine weitere Version von geringerer Qualität gibt, die sich ehemals in der Sammlung Grzimek in Friedrichshafen befand.
Die Heilige Dreifaltigkeit war ein wichtiges Dogma des christlichen Glaubens in der mittelalterlichen Gesellschaft. Als solches wurde sie viele Male von einigen der wichtigsten Künstler nördlich der Alpen im 15. und 16. Jahrhundert dargestellt, wie etwa der Meister von Flémalle und Colin de Coter in Flandern, Albrecht Dürer in Süddeutschland oder Maarten van Heemskerck in den nördlichen Niederlanden.
Auf den ersten Blick besteht die Kompositon aus Gott dem Vater, der seinen toten Sohn auf dem Schoss hält. Die Figuren sind vor einen gold-braunen Hintergrund gesetzt. Eine nähere Untersuchung mit Infrarotlicht (Abb. 2) zeigt den Kopf und den Flügel der Taube des Heiligen Geistes, die zwischen den beiden Figuren im linken oberen Bereich schwebt. Das wichtige Detail der Taube wurde in späterer Zeit übermalt. Stilistisch ist sie eng verwandt mit Tauben in anderen Gemälden Van Heemskercks, zum Beispiel seine "Venus und Cupido2 (Köln, Wallraf-Richartz Museum, Inv. Nr. 875) oder sein "Triumphierender Christus" (Kopenhagen Statens Museum for Kunst).
Dr. Ilja Veldman betont die hohe Qualität des vorliegenden Werks. Stilistisch entspricht die !Heilige Dreifaltigkeit" der Arbeitsweise des Künstlers in den Jahren 1545-1548 (schriftliche Mitteilungen vom 4. August 2019 und 18. Februar 2022). Die 1540er Jahren waren eine besonders fruchtbare Schaffensperiode Heemskercks und seiner Werkstatt. In dieser Zeit schuf er eine ganze Anzahl von Darstellungen des Christus als Schmerzensmann und der Beweinung Christi. Allen Werken gemeinsam ist die zentrale Figur des sitzenden Christus in halber Figur, die Heemskerck erstmals 1532 im Schmerzensmann im Museum für schöne Künste in Gent so formuliert hat (Inv. Nr. S-53).
Der muskulöse Körper Christi ist auch das bestimmende Element in der Dreifaltigkeit. Die durch eine erhöhte Schulter leicht gedrehte Position des leblosen Sohnes verleiht seinem erschlafften Körper große Spannung und Präsenz. Deutlich zeigt sich Heemskercks Interesse an manieristischen Posen und ausgeprägter Muskulatur, die er während seines Studiums in Italien kennenlernte. Stilistisch eng vergleichbar ist eine ca. 1545 entstandene Beweinung in der Pinacoteca dell’Accademia Albertina di Belle Arti in Turin, die einen sehr ähnlichen Aufbau des Körpers zeigt, wie auch das Gemälde "Ecce Homo" in Warschau, Muzeum Narodowe w Warszawie aus dem Jahr 1544. Der Schmerzensmann ist vom gleichen Gesichtstypus mit fast geschlossenen Augen, schmalem fleischigen Mund, klassisch geschnittener Nase und geteiltem Bart.
Ähnlich wie bei Van Heemskercks oben erwähnten Gemälden in Warschau und Gent ließ sich beim vorliegenden Bild keine vorbereitende Unterzeichnung feststellen. Van Heemskerck benutzte für die Unterzeichnung teilweise Materialien, die von einer Infrarotreflektographie (Abb. 3) nicht aufgezeigt werden können.


Abb. 1 / Ill. 1:
Jacob Matham, Die Heilige Dreifaltigkeit / The Holy Trinity, nach / after Maerten van Heemskerck, Stich / engraving, 1602, 334 x 224 mm, Amsterdam, Rijksmuseum, Nr. RP-P-1902-A-22395
@Rijksmuseum, Amsterdam

Abb. 2 / Ill. 2:
Die Heilige Dreifaltigkeit / The Holy Trinity, Detail der Taube / Detail of the Dove, Infrarotreflektographie / Infrared reflectography
@KIK-IRPA, Brussels

Abb. 3 / Ill. 3:
Die Heilige Dreifaltigkeit / The Holy Trinity, Infrarotreflektographie / Infrared reflectography
@KIK-IRPA, Brussels

Provenienz

Privatsammlung, Belgien. Vom Großvater des heutigen Besitzers erworben.
Auf der Rückseite der Tafel befindet sich eine handgeschriebene Notiz: Don[n]ez Par Me Anna Berlo dit Girardau Décédé dans sette abéie [abbaye] les 12 Doctobre y étant enterer au milieux Du cour dudit Abeie [abbaye] de Teragen [Ter Hage, Ten Hagen ou Terhagen] a Gand lan 1725. R.Q.P.