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Lot 2070 Dα

Johannes Goedaert - Landschaft mit Hirten und Kuhherde an einer Kate

Auktion 1197 - Übersicht Köln
21.05.2022, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 70.000 € - 90.000 €
Ergebnis: 87.500 € (inkl. Aufgeld)

Johannes Goedaert

Landschaft mit Hirten und Kuhherde an einer Kate

Öl auf Holz. 33 x 41,5 cm.

In den 1660er Jahren reiste der französische Diplomat und Wissenschaftler Balthasar de Monconys durch die Niederlande. Sein Journal des Voyages ist von einiger kunsthistorischer Bedeutung, denn der Franzose stattete in Delft Johannes Vermeer einen Besuch in dessen Atelier ab. Für uns ist der Reisebericht von Interesse, weil der Franzose auch in Middelburg Halt machte und dort Johannes Goedaert traf, über den er ausführlich berichtet (Journal des voyages de Monsieur de Monconys, Lyon 1666, S. 109ff). So notiert er lobend über ihn: „Il est fort bon Peintre en païsages, en insectes, en fleurs.“
Dass Johannes Goedaert (Abb. 1) ein "vortrefflicher Maler von Landschaften" war, zeigt das vorliegende Gemälde aus einer deutschen Privatsammlung, dessen Verbleib lange Zeit unbekannt war. Goedaert hat ein verhältnismäßig kleines Œuvre hinterlassen, das kaum ein Dutzend Gemälde und Zeichnungen umfasst. Das Corpus seiner Gemälde wiederum besteht aus Landschaften und Blumenstillleben, letzteres erklärt sich sicherlich aus der großen Tradition der Blumenmalerei in Middelburg. Christoffel van den Berghe, einer der führenden Vertreter dieser Gattung, soll Goedaerts Lehrer gewesen sein. Das vorliegende Gemälde reiht sich stilistisch in eine Gruppe von Landschaften ein, die sich heute in bedeutenden Sammlungen wie dem Victoria and Albert Museum (Inv.-Nr. 577-1882), dem Wallraf-Richartz-Museum (Inv.-Nr. 2839) oder der Fürstlichen Liechtensteinischen Gemäldegalerie in Vaduz befinden. Sie stehen in der Tradition holländischer Landschaften, die zum Teil topographisch exakt bestimmbar sind, wie wir sie etwa bei Jan van de Velde finden.

Johannes Goedaert als Entomologe
Balthasar de Montconys Beschreibung seines Aufenthalts in Middelburg (Abb. 2) ist bemerkenswert, denn auf den vier Seiten, die er der Stadt widmet, taucht neben allerlei Ausflügen, Beobachtungen und Bekanntschaften immer wieder der Name Johannes Goedaerts auf. Zunächst sucht Montconys bei einem Buchhändler nach einem Buch Goedaerts, später trifft er ihn auch und tauscht sich mit ihm gelehrt über Kunst und Wissenschaft aus. Bei dem Buch, das er beim Buchhändler suchte, handelt es sich um Johannes Goedaerts 1660 erschienene Metamorphosis naturalis, eine Schrift über Entomologie, die Summe jahrzehntelanger Forschungsarbeit (Abb. 3). Goedaert war nicht nur ein führender Künstler der Stadt (und entsprechend Mitglied der Lukasgilde), er zählte auch zu den frühen wichtigen Vertretern der Insektenkunde. Mit Hingabe und Präzision beobachtete er Insekten sowie deren Entwicklung und Fortpflanzung. Er hielt seine Beobachtungen in Wort und Bild fest, zweifellos waren ihm seine künstlerischen Fähigkeiten dabei von Nutzen. Sein künstlerisches Selbstverständnis und seine religiösen Vorstellungen stellten jedoch auch die Grenzen seiner Forschungen dar: Er lehnte zeitlebens den Einsatz eines Mikroskops ab, dessen Erfindung für die Entomologie naheliegenderweise von großer Bedeutung war.


Abb. 1/Ill. 1: Reinier van Persijn nach/after Willem Eversdijck: Bildnis Johannes Goedaert © Rijksmuseum, Amsterdam

Abb./Ill.: 2: Johannes Goedaert, Middelburg, Feder in schwarz / Pen and black ink © Rijksmuseum, Amsterdam

Abb. III./Ill. 3: Johannes Goedaert, Metamorphosis naturalis, ofte Historische beschryvinghe van den oirspronk, aerd, eygenschappen etc. etc., Middelburg 1662, Frontispiz

Provenienz

Piet de Boer, Amsterdam, 1993. - Deutsche Privatsammlung.

Literaturhinweise

Kees Beaart: Johannes Goedaert 1617-1668, fijnschilder en entomoloog, Leiden 2016, Nr. 14.