Lot 30 D

Der in Berlin lebende Karl Horst Hödicke findet seine Motive, die er in breiten, schnellen Pinselstrichen aus der Farbe heraus entwickelt, fast ausnahmslos im Umfeld seines Ateliers. „Was sich da zusammenfügt, ist eine städtische Ikonographie der unmittelbaren, Tag für Tag erlebten, ganz normalen […] Umgebung. Ein Stadtteilmaler jedoch wird Hödicke nie werden. Die Suggestion des Alltäglichen schafft mit wechselndem Licht und wechselnden Farben und wechselnden Empfindungen stets neue Bilder. Die Motive kehren wieder, aber die Bilder werden immer wieder andere. […] Und doch bleibt es dem Außenstehenden ein Rätsel, wie aus all den eigentlich belanglos erscheinenden Motiven rings um die Dessauer Straße große Bilder werden, die kaum noch von der Dessauer Straße, sondern in erster Linie von uns reden. Aber vielleicht ist das Verstehenwollen des direkten Umfelds, wenn es denn Bild wird, ein Modell für das Verstehenkönnen der Welt?“, schreibt Uwe M. Schneede (in: Berlin & Mehr. K.H. Hödicke, Ausst.Kat. Kunstverein Hamburg 1984, S.19).
Auch die hier angebotene, lebensgroße Rückenansicht eines Paares findet der Künstler sicher in diesem Umfeld. Er betont den Gegensatz von Männlich und Weiblich ganz selbstverständlich durch die Farbe – die Gestalt des Mannes kraftvoll in Schwarzblau gehalten, die der Frau dagegen zart und licht in Weiß. Das Inkarnat besitzt denselben Rosé-Ton wie der Hintergrund, das Paar verschmilzt gleichsam mit seinem Umraum.