Karl Horst Hödicke malt an der Wirklichkeit vorbei, nicht zufällig oder ungefähr, sondern ganz bewusst und bedacht, hintersinnig, dramatisch, surreal – der deutsche Maler gilt als Pionier der Neuen Figuration sowie des Neoexpressionismus, als wichtiges Vorbild der Neuen Wilden.
(...) WeiterlesenKarl Horst Hödicke - Malstudium bei Fred Thieler, Mitgründer der Galerie Großgörschen 35
Karl Horst Hödicke wurde am 21. Februar 1938 in Nürnberg geboren. In den Wirren des Zweiten Weltkriegs floh seine Familie 1945 nach Wien, wo er bald seine Mutter verlor. 1957 erfolgte der Umzug nach Berlin; dort begann er zunächst an der Technischen Universität Architektur studierte, nach nur einem Semester aber an die Hochschule der Künste wechselte, um bei dem ehemaligen deutschen Widerständler und Anhänger des Informel Fred Thieler Malerei zu studieren. Noch während seiner Ausbildung trat Karl Horst Hödicke gemeinsam mit seinem Studienkollegen Bernd Koberling beteiligte er sich 1961 an der Künstlergruppe Vision; unmittelbar nach Abschluss seines Studiums gründete er mit anderen jungen Malern, darunter Markus Lüpertz, Hans-Jürgen Diehl, Ulrich Baehr und Peter Sorge, die legendäre Selbsthilfegalerie Großgörschen 35, die eine der ersten ihrer Art war und für zukünftige Projekte Modellcharakter besaß. Den Gründern ging es um Protest, um Auflehnung gegen den etablierten Kunstbetrieb, der im Gefolge Kurt Hofers und unter dem Eindruck der nationalsozialistischen Kunstpolitik ein Diktat der Abstraktion ausgerufen hatte.
Erste Ausstellungserfolge, Experimente mit Film und Plastik
Karl Horst Hödicke erhielt schon für das erste Werk, das er auf einer Ausstellung in der von ihm mitverantworteten Galerie Großgörschen 35 präsentierte, den Deutschen Kunstpreis der Jugend für Malerei; dennoch verließ er die Gruppe nach nur einem Jahr gemeinsam mit Lüpertz und Lambert Maria Wintersberger. Von 1966 bis 1967 eine Studienreise in die USA, wo ihn die Weltstadt New York zu mehreren experimentellen Kurzfilmen inspirierte. 1968 führte ihn ein Stipendium der Villa Massimo nach Rom. In den 1970er Jahren beschäftigte sich Karl Horst Hödicke mit plastischen Experimenten, für die er beispielsweise von einem an der Decke angebrachten Gefäß Teer ausfließen ließ – ein langsamer, zäher Prozess, der schließlich in dem Kunstobjekt Kalter Fluss mündete. Unter diesem Namen können Teerfass und erstarrter Ausfluss heute im Museum bewundert werden. 1974 erreichte ihn der Ruf seiner alten Berliner Hochschule, an der er bis 2005 selbst als Professor unterrichtete und Studenten wie Barbara Heinisch, Helmut Middendorf und Rainer Fetting prägte.
Vielgereist, hochgeehrt, mit wachem Blick und flinkem Strich
Karl Horst Hödicke unternimmt immer wieder Reisen, mit Vorliebe nach Italien oder New York, um neue Anregungen für sein Werk zu sammeln. Häufig bezieht er sich in seinen Bildern auf konkrete historische Ereignisse, die er spielerisch und mit Humor für sein Publikum aufbereitet. Karl Horst Hödicke verankert seine Gemälde in der Wirklichkeit, geht aber meist darüber hinaus, weicht leicht von der Realität ab und findet so zu seinem eigenen Welt-Bild, zu seinen eigenen Bilder-Welten. Für seine Kunst erhielt Karl Horst Hödicke Preise und Auszeichnungen, darunter 1983 den Deutschen Kritikerpreis; 1998 ehrte ihn die Berlinische Galerie mit dem Preis, der den Namen seines wichtigsten Lehrers trägt: dem Fred-Thieler-Preis für Malerei.
Karl Horst Hödicke lebt und arbeitet heute in Berlin, wo er von seinem Atelier auf den Potsdamer Platz blicken kann, der ihm zu verschiedenen Zeiten in ebenso verschiedenem Zustand als Motiv für seine Bilder diente.
Karl Horst Hödicke - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: