Paar Terrinen mit feinstem Landschaftsdekor
Porzellan, farbiger Aufglasurdekor, Vergoldung. Modell Sulkowski-Ozier. Kugelsegmentform mit Haubendeckel und gewölbtem, segmentiertem Scheibenknauf. Auf dem Deckel und um den Korpus je ein breites Band mit flächenfüllendem Dekor von feinen goldradierten und schwarzkonturierten Kartuschen mit Parklandschaften, Kauffahrteiszenen und Jagdgesellschaft mit galanten Paaren. Seitlich je ein weiblicher und ein männlicher Maskaron als Handhabe (Federbüsche abgeschliffen). Blaumarke Schwerter, Drehernummer 20 (beide). Restauriert. H ca. 22,2 cm.
Meissen, um 1740, der Dekor Johann George Heintze, zugeschrieben.
Der wohl in Dresden um 1706/07 geborene Johann George Heintze begann laut Rainer Rückert am 24. Juni 1720 seine Ausbildung als Malerlehrling in der Meissener Manufaktur und wurde nach dem Eintreffen Hoeroldts sein "erster Junge". Ab 1731 war er schon für feine Figuren und Landschaften zuständig. Er verwendete eine spezielle Rezeptur für sein Purpur und entwarf ausgefallene Goldkartuschen, sogenannte "Zierate". Seine zahlreichen Feierabendarbeiten machten ihn zum Spitzenverdiener. In den 1740er Jahren erweiterte er sein Repertoire um Bataillen und Watteau-Figuren, aber er litt auch zunehmend unter Gicht und weiteren, nicht bezeichneten Krankheiten. Das Verhältnis zu Hoeroldt verschlechterte sich deutlich, vielleicht auch, weil er in Konkurrenz zu diesem ab 1745 die Position als 1. Maler bzw. Malervorsteher einnahm. Immer wieder wurde er, vielleicht auch von Hoeroldt, der Hausmalerei bezichtigt, schließlich deswegen verurteilt und 1748 von Heinrich Graf Brühl auf die Festung Königstein verbannt, wohin man ihm weiterhin Porzellan zur Bemalung schickte. 1750 gelang ihm zusammen mit Johann Gottlieb Mehlhorn die Flucht vom Königstein. Die beiden kamen bis Prag, wurden dort verhaftet und flohen erneut. Ihre Spuren verwischen sich, angeblich gelangten sie über Wien und Holíč nach Breslau. Immer aber versuchte Graf Brühl auf diplomatischem Weg, ihrer wieder habhaft zu werden. Die letzte urkundliche belegbare Adresse Heintzes findet sich 1751 bei "Monsieur Wegely" in Berlin. Über seinen weiteren Lebensweg ist nichts bekannt.
Provenienz
Pfälzische Privatsammlung.
Literaturhinweise
Vgl. Pietsch, Early Meissen Porcelain The Wark Collection, London 2011, Nr. 475 f.