Utrechter Meister um 1617-1619 - Blumenstillleben - image-1

Lot 1560 Dα

Utrechter Meister um 1617-1619 - Blumenstillleben

Auktion 1209 - Übersicht Köln
19.11.2022, 11:00 - Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen 14.-19. Jh.
Schätzpreis: 70.000 € - 100.000 €
Ergebnis: 81.900 € (inkl. Aufgeld)

Utrechter Meister um 1617-1619

Blumenstillleben

Öl auf Kupfer. 66,5 x 46,5 cm.

Utrecht, bedeutender Bischofssitz und Stadt des Zusammenschlusses der nördlichen Provinzen, war eines der führenden Kunstzentren der Niederlande, im 17. Jahrhunderts zumal der Blumenmalerei. Diesen Status verdankte die Stadt einer Reihe von herausragenden Künstlern, die zu Beginn des Jahrhunderts dort tätig waren: Ambroisus Bosschaert, der die Gattung prägte und sich 1616 in Utrecht niederließ; Balthasar van der Ast, sein Schwager, der ihm kurze Zeit später folgte, und nicht zuletzt Roelant Savery, der nach seiner prestigeträchtigen Anstellung am kaiserlichen Hof in Prag 1619 in die Stadt übersiedelte. In diesem fruchtbaren künstlerischen Umfeld ist dieses prachtvolle Stillleben entstanden, das zwischen 1617 und 1619 datiert wird. Laurens Bol hat das Gemälde, auf Kupfer gemalt, aufgrund seiner Qualitäten in seine bahnbrechende Monographie über die Bosschaert-Dynastie aufgenommen (Bol, op. cit., S. 98).
Lässt man den Blick vom Römer, in dem das Blumenbouquet steckt, hochwandern, sieht man eine Vielzahl von Blumen in allen erdenklichen Formen, Farben und Mustern: Rosen in Weiß, Rot und Rosa; Narzissen, gelbe Calendula und weiße Kümmelblumen; eine Lichtnelke, eine Anemone, eine feuerrote orientalische Lilie; an der Spitze Hyazinthen, Vergissmeinnicht, Türkenbundlilien und Glockenblumen. Die unterschiedliche Beschaffenheit der Blumen ist genau beobachtet und wiedergegeben. Der hohe, turmartige Aufbau des Straußes, dessen Höhe ein Vielfaches des Römers misst, sowie das gleichzeitige Nebeneinander von Blumen aus verschiedenen Jahreszeiten machen das Stillleben jedoch zu einem idealisierten Abbild der Natur. Die Insekten auf den Blumen und dem Tisch, wie auch die welken Blüten und Blätter gemahnen dabei an die Vergänglichkeit der Schönheit.

Provenienz

Landry, Paris. - Kunsthandlung P. de Boer, Amsterdam, 1934. - Privatsammlung, New York. - Seit mehr als vier Jahrzehnten in einer deutschen Privatsammlung.

Literaturhinweise

Laurens Johannes Bol: The Bosschaert Dynasty, Painters of Flowers and Fruit, Leigh-on-Sea 1960, S. 98, Abb. 23.

Ausstellung

Chefs-d´Œuvre des collections parisiennes, Paris, Musée Carnavalet, 1950, Nr. 3. – Natures mortes de l´antiquité au XVIIIe siècle, St. Étienne, Musée d´art et industrie, 1954, Nr. 2, Abb. VIII.