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Lot 54 D

Andy Warhol - Mammy

Auktion 1211 - Übersicht Köln
02.12.2022, 18:00 - Evening Sale - Moderne und Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 60.000 € - 80.000 €
Ergebnis: 113.400 € (inkl. Aufgeld)

Andy Warhol

Mammy
1981

Farbserigraphie mit Diamantstaub auf Lenox Museum Board.. 96,5 x 96,5 cm. Unter Plexiglas gerahmt. Signiert und nummeriert. Exemplar TP 5/30 (+200, +30 A.P., +5 P.P., +5 E.P., +4 H.C.). Unikat einer Serie von 30 unterschiedlichen Farbvarianten. Edition Ronald Feldman Fine Arts, New York. Aus der 10-teiligen Folge: Myths. - Das Blatt fest auf die Unterlage montiert.

Andy Warhol beginnt 1979 im Auftrag seines Galeristen Ron Feldman mit der Arbeit an der Folge „Myths“, die 1981 als zehnteiliges Portfolio herausgegeben wird. Sein Thema sind die modernen amerikanischen Mythen – populäre Darstellungen, die aus dem Alltag der USA zu dieser Zeit nicht wegzudenken sind. Mit Motiven wie Superman, Mickey Mouse und der Hexe aus dem Film „The Wizard of Oz“ wählt Warhol Figuren, die über Comics, Kino oder Fernsehen, den neuen Medien des 20. Jahrhunderts, sehr beliebt und bekannt geworden sind. Daneben finden sich Stereotype aus der amerikanischen Kulturgeschichte, die über die Werbung fest im Alltagsleben der USA verankert sind: Santa Claus, Uncle Sam und Mammy. Letztere ist eine Darstellung, die ihre Wurzeln in der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert hat. Die schwarze Frau, als herzlicher, mütterlicher Typus ihren Arbeitgebern selbstlos ergeben, gilt über lange Zeit als Ideal einer Hausangestellten, die als Kindermädchen oder Köchin der bürgerlichen Gesellschaft dient. Dieser Stereotyp wird sehr populär durch den Film „Gone with the wind“ und als allgegenwärtige Werbefigur für diverse Küchenprodukte. Heutzutage wird sie kritisiert als rassistische, die historischen Lebensbedingungen schwarzer Frauen idealisierende Darstellung.
Auch Warhol ist sich dieser Problematik sehr bewusst, ihn interessiert gerade der Widerspruch zwischen der Herkunft des Stereotyps und seiner Verwendung als hochkommerzielles Markenbild. Er ändert die übliche Darstellung der Mammy maßgeblich - weg von der älteren, schlichten Hausangestellten, hin zu einer jüngeren, attraktiven Frau mit selbstbewusster Ausstrahlung. Make-up und Schmuck verleihen ihr eine glamouröse Präsenz, die der Künstler noch steigert durch die edlen Schwarz-, Rot- und Goldtöne seiner Farbvarianten. Fotomodell für die Siebdruckvorlage ist die New Yorker Club-Sängerin Sylvia Williams, sie nimmt begeistert Warhols Angebot an, das fragwürdige Rollenmodell zu unterlaufen.
In dieser Auktion können gleich zwei Exemplare dieses Siebdruckes angeboten werden. Die schwarze Variante zeigt das Gesicht in mysteriöser Verfremdung; vor dem monochromen, tiefschwarzen Farbgrund erhalten die farbigen Darstellungselemente eine intensive Signalwirkung. Bei der orangegelben Variante handelt es sich um ein Unikat. In dieser besonders kontrastreichen Zusammenstellung hinterfängt der warme Goldton das Porträt, der optische Fokus liegt auf dem verführerisch pink-rot geschminkten Mund.

Werkverzeichnis

Frayda Feldman, Jörg Schellmann, Claudia Defendi, Andy Warhol Prints, A Catalogue Raisonné 1962-1987, New York 2003, WVZ-Nr.II.262

Provenienz

Martin + Lawrence Galleries, New York (mit rückseitigem Aufkleber); Privatsammlung, Bayern