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Lot 2007 Dα

Georg Gärtner d. Ä - Bildnis des Hans Sachs

Auktion 1221 - Übersicht Köln
20.05.2023, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 35.000 €
Ergebnis: 40.320 € (inkl. Aufgeld)

Georg Gärtner d. Ä

Bildnis des Hans Sachs

Gouache auf dünnem Karton, verso in Holzschnitttechnik gedruckte Spielekarte, Kreuz 9.. 9,4 x 5,8 cm.
Monogrammiert oben rechts: GG (ligiert).

Bei diesem Miniaturbildnis des Nürnberger Meistersingers Hans Sachs handelt es sich um ein seit dem 19. Jahrhundert verschollenes Werk aus dem berühmten „Praunschen Kabinett“. Diese insgesamt mehrere tausend Stück umfassende Sammlung wurde von dem Nürnberger Kaufmann Paulus II Praun (1548-1616) zusammengetragen. Mitte der 1590er Jahre war Praun mit einem Teil seiner Sammlung nach Bologna gezogen, wo er diese bis zu seinem Tode 1616 auch beachtlich erweiterte.
Unmittelbar nach seinem Tode verfasste sein Bruder Jacob ein Inventar der in Italien befindlichen Sammlung, das ca. 700 Positionen umfasste. Laut testamentarischer Bestimmung sollte die Sammlung nach Nürnberg gebracht werden und dort im Hause Praun als unveräußerlicher Familienbesitz verwahrt werden. Fast 200 Jahre lang wurde diesem Wunsch entsprochen, bis finanzielle Schwierigkeiten um 1800 zur Auflösung der Sammlung führten. Einige Einzelstücke wurden direkt von der Familie verkauft, dann übernahm der Nürnberger Kunsthändler Johann Friedrich Frauenholz (1758-1822) mit zwei Partnern die Bestände 1801 „en bloc“ und veräußerte sie im Laufe der folgenden Jahre. Darunter befand sich auch das vorliegende Bildnis, wie das jeweils an den vier Holzleisten unseres Stückes befindliche Lacksiegel von Friedrich Frauenholz belegt (Abb. 3).

In dem ersten Inventar von 1616 werden 28 Werke von Hans Hoffmann gelistet. Unter diesen wird eines wie folgt beschrieben: „Nr. 103: Hanß Sachßen conterfect, auf einem Welschen kartenblat“ (Achilles-Syndram, op. cit., S. 119). Hundert Jahre später, in einem zweiten Inventar aus dem Jahre 1719, ist diese Position mit der Nummer 51 zu identifizieren: „Nr. 56 Hans Sachsen contrefait in einem kleinen Rämlein mit vergulden leisten“. Hinzufügung: „von Hanß Hoffmann“ (Achilles-Syndram, op. cit., S. 186).

Der Kupferstecher Friedrich Fleischmann (1791 Nürnberg – 1834 München) schließlich fertigte zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein Porträt des Hans Sachs, für das das hier vorliegende Bildnis offensichtlich als Vorlage diente (Abb. 1). Auch diesmal wird als Künstler Hans Hoffmann genannt. Diesem zugeschrieben wird das Bildnis schließlich auch auf einem zusätzlichen, wohl aus dem 19. Jahrhundert stammenden Blatt, das lose auf der Rückseite des Objektes liegt: „Volksdichter und Meistersinger HANS SACHS gemalt von H. Hoffmann“ (Abb. 2).

So sicher die Provenienz des Miniaturbildnisses anhand der Übereinstimmungen mit den Inventaren der Praunschen Sammlung ist, so ist die falsche Zuschreibung an Hans Hoffmann, die sich trotz des Monogramms „GG“ so hartnäckig bis in das 19. Jahrhundert gehalten hat, umso erstaunlicher. Der Grund liegt wahrscheinlich in dem größeren Bekanntheitsgrad Hoffmanns. Beide, Hoffmann ebenso wie Gärtner, zählen zu den Repräsentanten der sogenannten „Dürer-Renaissance“, die in Nürnberg Ende des 16. Jahrhunderts zu zahlreichen Kopien und stilistischen Übernahmen durch die dortigen Künstler führte.

Leider ist es bis heute nicht gelungen, ein zahlenmäßig nennenswertes Oeuvre Georg Gärtners d. Ä. zusammenzustellen. Es gibt nur wenige Werke, die ihm mit Sicherheit zuzuschreiben oder eindeutig signiert sind. Andere wiederum werden mit denen seines gleichnamigen Sohnes verwechselt, mit dem er die Werkstatt geteilt haben soll. Erschwerend für das Erstellen seines Oeuvres kommt hinzu, dass sowohl der Vater wie auch der jüngere Gärtner häufig Kopien nach Dürer oder Pencz ausgeführt haben, für die es eine rege Nachfrage gab, die aber wenig hilfreich für die Entwicklung eines individuellen Stils sind. Zwei Apostelbilder nach Georg Pencz z. B. haben ebenfalls das Monogramm GG und gleichzeitig die latinisierte Signatur „Giorgius Hortolanus“. Angesichts dieser spärlichen Informationen ist der Fund dieses ebenso fein gemalten wie erstaunlich gut erhaltenen Miniaturbildnisses von Georg Gärtner besonders erfreulich. Eine Datierung der Zeichnung ist um 1580/90 anzunehmen, entstanden in Nürnberg und von Paul Praun noch vor seinem Umzug nach Bologna erworben. Als Vorlage könnte ein Stich von Joost Amman gedient haben, der den Meistersänger in den 1570er Jahren auf einem Stich ebenfalls als einen alten Mann dargestellt.

Provenienz

Paulus Praun II (1548-1616), Nürnberg. - Johann Friedrich Frauenholz (1758-1822), Kunsthändler und Sammler in Nürnberg. - Deutscher Privatbesitz.

Literaturhinweise

Christoph Gottlieb von Murr: Beschreibung der vornehmsten Merkwürdigkeiten des H. R. Reichs freyen Stadt Nürnberg …, Nürnberg 1778, S. 472. - Christoph Gottlieb von Murr: Description du Cabinet de Monsieur Paul de Praun à Nuremberg, Nürnberg 1797, S. 8, Nr. 56. - Katrin Achilles-Syndram: Die Kunstsammlung des Paulus Praun. Die Inventare von 1616 und 1719, Nürnberg 1994. - Rainer Stüwe: Dürer in der Kopie. Die Gemälde und Graphiken der Nürnberger Dürer-Kopisten des 16. und 17. Jahrhunderts, Textband, Heidelberg 1997, S. 209, Nr. A 1.c.