Antwerpener Meister
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Lot 2008 Dα

Antwerpener Meister Bartholomäus Bruyn d. Ä., Werkstatt - Flämisches Triptychon mit der Beweinung Christi und Kölner Stifterbildnissen

Auktion 1221 - Übersicht Köln
20.05.2023, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 35.000 € - 45.000 €
Ergebnis: 40.320 € (inkl. Aufgeld)

Antwerpener Meister
Bartholomäus Bruyn d. Ä., Werkstatt

Flämisches Triptychon mit der Beweinung Christi und Kölner Stifterbildnissen

Öl auf Holz (parkettiert). Mitteltafel 53 x 41,5 cm, Seitenflügel jeweils 53 x 19 cm.

Vorliegendes flämisch-rheinisches Triptychon ist ein schönes Beispiel für ein "bikulturelles" Werk. Das kunsthistorisch höchst interessante Werk entstand um 1530-40 in Antwerpen und wurde wenig später in Köln in der Werkstatt des Bartholomäus Bruyn mit Stifterbildnissen versehen. Dr. Didier Martens von der Universität Brüssel (ULB) bereitet einen Aufsatz über dieses Phänomen vor, in dem dieses wie auch andere bisher unerkannte Beispiele flämisch-rheinischer Triptychen von ihnen publiziert worden sind. Wir danken ihm für den nachfolgenden Katalogbeitrag:

"Das Triptychon ist in Antwerpen entstanden. Die Beweinung Christi auf der Mitteltafel lässt sich von der Komposition her sowohl mit Werken des Quinten Massys wie mit denen des Josse van Cleve in Verbindung bringen. Stilistisch steht sie aber wegen den fülligen Kopftypen eher Josse van Cleve nah. Es handelte sich zuerst um ein sogenanntes Inschriften-Triptychon, eine relativ selten belegte Form des altniederländischen Triptychons. Bei solchen Werken weist nur die Mitteltafel eine figürliche Darstellung auf. Auf den Flügeln ist ausschliesslich Text angebracht worden, in den meisten Fällen eine Bibelstelle oder ein Gebet, immer auf Latein. Solche Triptychen waren eher kleinformatig und fungierten wohl als Privataltäre.

Im Falle dieses Triptychons ist der Text völlig übermalt worden. Dank der Röntgenaufnahme (Abb. 1) ist er trotzdem lesbar : Linker Flügel : « De cruce / deponitur hora ves/pertina / fortitudo / latuit in / mente di/vina tale(m) / mortem / subiit mu(n)/di medica » ; Rechter Flügel : « Tande(m) ho/ra debita / datur se/pulturae / : corpus [Christi nobi]/le spes vi/te future / conditur / aromate com/plentur scr(iptu)r(ae) ». Der bewusste Text, ein Gedicht, stammt aus einem Officium sanctae Crucis, der mit Papst Johannes XXII (1336-1364) assoziert wird. Er hatte dieses Officium, das nicht vor seiner Zeit bekannt ist, verbreiten lassen. Der Text selbst wurde in mehrere Stundenbücher und Breviare des Spätmittelalters aufgenommen. Siehe für eine Textausgabe G.M. Dreves, Reimgebete und Leselieder des Mittelalters. Dritte Folge: Stunden-und-Glossen-Lieder, Leipzig 1898, S. 33-34. Diese Informationen sind von Dr. R. Godding (Brüssel, Société des Bollandistes) mitgeteilt worden. Die Wahl des Auszuges kann auf einen Wunsch des Auftraggebers des Triptychons zurückgehen. Inhaltlich passt er perfekt zur Darstellung auf der Mitteltafel: er bezieht sich nämlich auf die Kreuzabnahme und auf die Bestattung des Körpers Christi.

Einige Jahre nach der Vollendung ist das flämische Triptychon nach Köln gebracht worden. Dort wurde es den Vorstellungen einer örtlichen Familie angepasst. Der lateinische Text musste dann Stifterbildnissen mit ihren Schutzpatronen weichen. Die Ausführung dieser Figuren lässt sich einem Maler aus der Werkstatt des Barthel Bruyn des Älteren zuschreiben. Der neue Eigentümer des Triptychons, der sein Wappen anbringen liess, hat sich auf dem linken Flügel mit dem hl. Petrus darstellen lassen. Auf dem rechten Flügel ist seine Frau mit ihrer jungen Tochter zu sehen. Beide stehen unter dem Schutz der hl. Katherina. Wahrscheinlich erfüllte das Triptychon nach dem Tod der Familie die Funktion eines Epitaphbildes in einer Kapelle. Das Thema der Beweinung Christi passte natürlich auch sehr gut zu der neuen Funktion des Triptychons.

Es gibt andere Beispiele von flämischen Triptychen, die in Köln mit Stifterbildnissen versehen worden sind. Somit entstanden "bikulturelle" Werke, die sowohl der flämischen wie auch der rheinischen Tradition verpflichtet sind (siehe über dieses Phänomen: K. Löcher, Ein niederländischer Dreikönigsaltar des 16. Jahrhunderts im Kölner Dom und verwandte Altarretabel in Kölner Kirchen, Kölner Domblatt 67, 2002, S. 195-222)."

Das Stifterwappen konnte bislang noch nicht identifiziert werden. Röntgen- und Infrarotbilder zeigen zudem alte Veränderungen. Laut Aussage des Historischen Archivs Köln, handelt es sich nicht um das Wappen eines der großen alten Geschlechter Kölns. Beim unteren Teil könnte es sich um eine Handwerker- oder Hausmarke handeln, was dann für eine reich gewordene Familie aus dem mittleren Einkommenssegment sprechen würde. Das Motiv des Mühleisens im unteren Teil wird auch im Stammwappen der Familie von Hatzfeld verwendet. Ob hier ein Zusammenhang besteht, bedarf der weiteren Untersuchung. Eine Notiz zu dieser Frage der Heraldik ist auf Anfrage einsehbar.


VERGLEICHSABBILDUNG
Abb. 1/Ill. 1: Infrarotaufnahmen der Seitenflügel / Infrared images of the side wings (David Strivay, Université de Liège)

Provenienz

Belgische Privatsammlung.