Ambrosius Benson und Werkstatt - Lesende Maria Magdalena - image-1

Lot 2009 Dα

Ambrosius Benson und Werkstatt - Lesende Maria Magdalena

Auktion 1221 - Übersicht Köln
20.05.2023, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 80.000 € - 100.000 €
Ergebnis: 126.000 € (inkl. Aufgeld)

Ambrosius Benson und Werkstatt

Lesende Maria Magdalena

Öl auf Holz (parkettiert). 68 x 59 cm.

Das vorliegende Gemälde ist in der Datenbank des RKD unter Nr. 63570 als eigenhändiges Werk von Ambrosius Benson verzeichnet.
In einer Auktion des Pariser Hôtel Drouot wurde unser Gemälde dagegen 1910 mit einer Zuschreibung an Jan Mostaert als Portrait der Margarete von Österreich, einer Tante Kaiser Karls V. und Statthalterin der habsburgischen Niederlande, versteigert. Aber es handelt sich sicher hier um eine Darstellung der hl. Maria Magdalena, die von Ambrosius Benson und seiner Brügger Werkstatt angefertigt wurde. Das Motiv erfreute sich in der flämischen Handelsstadt im zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts offenbar großer Beliebtheit, denn es gibt mehrere Versionen dieser Darstellung, wobei sich zwei Kompositionstypen unterscheiden lassen: zum einen, wie bei unserem Gemälde, die in einem Buch lesende Heilige mit einem vor ihr auf dem Tisch stehenden Salbgefäß als Attribut (z. B. Sotheby’s, London, 5.12.2018, Lot 1), sowie zum zweiten Maria Magdalena, die das geöffnete Salbgefäß in Händen hält (z. B. Sotheby’s, New York, 27.1.2022, Lot 5). In beiden Varianten wird die Heilige mit höchster Eleganz und in kostbarer Kleidung wiedergegeben, beim vorliegenden Exemplar mit perlen- und edelsteinbesetzten Säumen sowie pelzverbrämten Ärmeln. Insofern mag es nachvollziehbar sein, dass man zu Beginn des 20. Jahrhunderts hier fälschlich die Darstellung einer Fürstin vermutete. Auf unserem Gemälde blättert die hl. Maria Magdalena in einer illuminierten Handschrift, deren Blumenbordüre weiße Blüten und Erdbeeren auf Goldgrund erkennen lässt. Eine Besonderheit unserer Darstellung liegt in dem halb eingerollten Schriftstück auf dem Tisch, das ein Zitat aus Psalm 24 aufweist: "Delicta juventutis mea[e] et ignorant[ias meas] ne memineris [domine]“ (An meine Jugendsünden und an meine Frevel, erinnere Dich nicht mehr an sie, Herr) – durchaus passend für eine Darstellung der Maria Magdalena!
Ambrosius Benson stammte ursprünglich aus der Lombardei. Bis 1518 war er im Atelier von Gerard David in Brügge tätig, ein Jahr später wurde er als Meister in die dortige Malergilde aufgenommen. Nach dem Tod seines Lehrers Gerard David 1523 stieg Benson zum führenden Maler Brügges auf. Er war einer der produktivsten Maler der nördlichen Renaissance, der die Kunst seiner norditalienischen Heimat erfolgreich mit der Präzision und Feinheit der niederländischen Malerei zu verbinden wusste.
Wir danken Dr. Till-Holger Borchert, Aachen, für die Unterstützung bei der Katalogisierung des vorliegenden Lots. Er datiert das Gemälde auf 1530/40.

Provenienz

Auktion Hôtel Drouot, Paris, 17.6.1910, Lot 47 (mit s/w-Abb., verso auf der Parkettierung ein auf Karton aufgezogener Ausschnitt des Auktionskatalogs). - Dort erworben von Singer. - Auktion van Ham, Köln, 28.-30.10.1999, Lot 1209. - Rheinische Privatsammlung.