Jan Anthonisz. van Ravesteyn - Bildnis eines 76jährigen Predikanten - image-1

Lot 2040 Dα

Jan Anthonisz. van Ravesteyn - Bildnis eines 76jährigen Predikanten

Auktion 1221 - Übersicht Köln
20.05.2023, 11:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 40.000 € - 45.000 €
Ergebnis: 55.440 € (inkl. Aufgeld)

Jan Anthonisz. van Ravesteyn

Bildnis eines 76jährigen Predikanten

Öl auf Leinwand (doubliert). 142,5 x 118,5 cm.
Monogrammiert und datiert auf der Stuhllehne: J R 1635. Bezeichnet oben rechts: AETATIS SUAE 76.

Das Gemälde zeigt einen älteren Mann in Dreiviertelfigur in einem Lehnstuhl sitzend. Der Blick ist zum Betrachter gewandt, die rechte Hand ruht auf einem Buch, die linke umfasst einen gefalteten Brief. Bislang konnte die Identität des Mannes nicht festgestellt werden, obwohl uns der Maler einige Hinweise gibt: so kennen wir das Alter von 76 durch die Inschrift oben links und auf dem prominent in Szene gesetzten Brief steht als Anschrift „ A Sr Jan / Predicant“, so dass wir auch über den Beruf des Dargestellten informiert sind. Das Monogramm des Künstlers und die Datierung finden sich schließlich auf der Stuhllehne. Neben der sitzenden Figur des Predikanten steht ein mit einem Orientteppich bedeckter Tisch, auf dem ein weiteres Buch und ein runder, breitkrempiger Hut liegen. Darüber öffnet sich ein Fenster mit einer üppigen roten Draperie als übliches Hoheitsmotiv in der Bildnismalerei. Unser Gemälde beeindruckt daneben vor allem durch die minutiöse Darstellung der Kleidung, insbesondere des strahlend weißen Mühlsteinkragen und der in feinsten Schwarznuancen differenzierten übrigen Kleidung, die teils mit einem floralen Muster damasziert ist.
Jan Anthonisz Ravesteyn, der in Den Haag geboren wurde und dort mit Ausnahme einer mutmaßlichen Italienreise auch zeitlebens ansässig war, gehört zu den bedeutendsten niederländischen Portraitmalern der 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts. Neben Einzelbildnissen fertigte er auch Gruppenportraits an und war insbesondere mit Schützenstücken erfolgreich. Er selber wurde wiederum von Anthony van Dyck in einem Grisaillegemälde portraitiert, das sich heute in Boughton House, Northamptonshire, befindet, sowie in einer Kreidezeichnung im Besitz der Albertina, Wien, nach denen der Stich für die Ikonographie, die Sammlung von Portraits bedeutender flämischer Maler entstanden ist (vgl. Abb. 1).

Abb. 1 / Ill. 1: Paulus Pontius nach/after Antonis van Dyck; Portrait Jan Anthonisz. van Ravesteyn, Amsterdam, Rijksmuseum

Provenienz

Auktion Tajan, Paris, 10.4.1992, Lot 13. - SØR Rusche Sammlung. - Auktion Sotheby's, London, 10.5.2019, Lot 265. – Privatsammlung Süddeutschland.

Literaturhinweise

Hans-Joachim Raupp (Hg.): Portraits. Niederländische Malerei des. 17. Jahrhunderts der SØR Rusche Sammlung, Münster u.a. 1995, S. 118-9, Nr. 45 (mit Abb.). - Ausst.-Kat. “At Home in the Golden Age. Masterpieces From the SØR Rusche Collection”, hg. v. Marten Jan Bok u. Jannet de Goede, Rotterdam, Kunsthal, 9.2-18.5.2008, Zwolle 2008, S. 97, Nr. 92 (mit Abb.).

Ausstellung

Liesborn, Museum Abtei Liesborn (als Dauerleihgabe). - At Home in the Golden Age. Masterpieces From the SØR Rusche Collection, Rotterdam, Kunsthal, 9.2-18.5.2008, Nr. 92.