Lot 2214 Dα

Diese große und großartige Zeichnung entstand nach einer gut dokumentierten Wanderung Hackerts 1793 in die Region Abruzzo Ultra an der Grenze zwischen dem Königreich Neapel und dem Kirchenstaat. Abgesehen von den künstlerischen Absichten Hackerts ist anhand verschiedener überlieferter Dokumente auch das Interesse des Königs ersichtlich, der wohl die Absicht hatte, den alten Ableitungskanal, den sogenannten „emissario di Claudio“ aus dem ersten Jahrhundert nach Christus für die Trockenlegung des Lago Ficino wieder zu reaktivieren.

Unser Blatt ist laut Dr. Claudia Nordhoff: „Ein Meisterwerk Jacob Philipp Hackerts. Es bietet dem Betrachter eine Fülle von visuellen Informationen: Felswände und Gesteinsformen, Bäume, Büsche und andere Vegetation sind in allen Einzelheiten herausgearbeitet und können vom Blick, der entweder den vorgegebenen Wegen folgt oder sich frei von einem Bildelement zum nächsten bewegt, nacheinander gewürdigt und miteinander in Beziehung gesetzt werden. Auf diese Weise überwindet der Betrachter die großen Entfernungen, die z. B. zwischen den Ziegen im Vordergrund und den Häusern Capistrellos im Hintergrund liegen: Sein Blick ist aktiv an der Erschaffung des Bildraums beteiligt, indem er die tatsächliche Größe von Bildelementen wie die kleine Hütte berücksichtigt und somit die Distanz schließt, die sich zwischen ihr und dem Felsblock im Vordergrund erstreckt. Eingebettet in die umgebende Landschaft, erscheinen dunkel die „cuniculi“ des antiken Ableitungskanals, die dem Landschaftsbild zusätzlich Tiefe verleihen: Sie führen in den Berg hinein und verheißen eine Fortsetzung des Bildraums auch jenseits des Monte Salviano.“ (zitiert nach dem Gutachten von 2012)