Lot 38 D

Carmen Herrera ist eine der wichtigsten Protagonistinnen der geometrischen Abstraktion.
Die Künstlerin entstammt einer weltoffenen Intellektuellenfamilie in Kuba. Schon früh erhält sie Unterricht in Malen und Bildhauerei, 1929 lebt sie für ein Jahr in Paris. In Havanna nimmt sie an ersten Ausstellungen teil und beginnt ein Architekturstudium, das sie aufgrund der politischen Unruhen abbrechen muss. Mit ihrem amerikanischen Ehemann zieht die Künstlerin 1939 nach New York, wo sie an der Art Students League studiert und sich mit Barnett Newman befreundet. 1948 siedelt das Paar nach Paris über und unterhält enge Kontakte in die Kulturszene. Für Herreras stilistische Entwicklung ist diese Zeit von größter Bedeutung. Geprägt von den avantgardistischen Einflüssen gibt sie ihre anfängliche Figuration auf und bewegt sich zwischen geometrischer und lyrischer Abstraktion. Als Mitglied der Künstlergruppe „Réalités Nouvelles“ stellt sie u.a. mit Sonia Delaunay aus.
Nach ihrer Rückkehr nach New York 1954 findet Herrera durch ihre Affinität zu gradlinigen architektonischen Formauffassungen ihre endgültige Bildsprache in der Hard-Edge-Malerei. Ihre farblich und formal reduzierten, rhythmischen Kompositionen sind durch zweifarbige Kontraste, makellose Oberflächen und einen objekthaften Charakter gekennzeichnet.
Wiederholt ist Herrera an Ausstellungen beteiligt, 1984 wird ihr eine Retrospektive gewidmet, doch eine breite Anerkennung bleibt ihr über Jahrzehnte verwehrt. Erst in jüngster Zeit wird die außerordentliche Qualität ihres Oeuvres gewürdigt, zuletzt durch die aufsehenerregende Retrospektive, 2016 ausgerichtet vom Whitney Museum und den Kunstsammlungen Nordrhein-Westfalen.