Lot 107 Dα

Paul Baum hat wie kaum ein anderer deutscher Impressionist die Ideen und Technik der Pointillisten in sein Werk aufgenommen und in einen eigenen Stil umgewandelt. Geboren 1859 im sächsischen Meißen und ausgebildet an der Weimarer Akademie, lernte er 1890 bei einem Besuch in Paris die impressionistischen Bilder von Claude Monet und Camille Pissarro kennen. Nach einer kurzen impressionistischen Phase wandte Baum sich schon bald der aktuelleren, pointillistischen Technik zu, bei der das Farbspektrum systematisch in ungebrochene Töne zerlegt und in kleinen Tupfen aufgetragen wird. Dies dürfte er auch bei Theo van Rysselberghe gesehen haben, mit dem er einen Sommer lang im belgischen Knokke zusammenarbeitete. Seit etwa 1890 malte Baum ausschließlich im neoimpressionistischen Stil, den er Zeit seines Schaffens beibehielt und verfeinerte.
Abgesehen von wenigen urbanen Themen zu Anfang seines Schaffens, galt Baums Interesse in erster Linie der Landschaftsmalerei. Das Motiv von Bäumen, speziell von Weiden, an einem Bachlauf – oder wie bei unserem Bild – an einem Fluss, gehört zu seinen bevorzugten Themen. So boten die Wasserflächen vielfältige Möglichkeiten für reizvolle Spiegelungen. Beim angebotenen Gemälde „Überschwemmung bei Hyères“ erfasste er das unruhige Wasser, aber auch die von rechts ins Bild ragenden Äste und das Schilf in pointillistischem Farbauftrag. Doch im Unterschied zu etwa Georges Seurat arbeitete Baum mit einem insgesamt freieren Farbauftrag – meist sind es kürzere oder längere Striche und kleine Farbflächen, die dem Landschaftsbild Bewegung und Atmosphäre verleihen.