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Lot 62 Dα

Speiseteller aus dem "Japanischen Tafelservice" für König Friedrich II.

Auktion 1242 - Übersicht Berlin
20.04.2024, 11:00 - Berlin-Auktion
Schätzpreis: 8.000 € - 10.000 €
Ergebnis: 10.080 € (inkl. Aufgeld)

Speiseteller aus dem "Japanischen Tafelservice" für König Friedrich II.

Porzellan, farbiger Aufglasurdekor, Goldränderung. Modell mit geschweift kannelierter Fahne. Gelbe Mosaikkante, gerahmt von feinen Purpurrocaillen. Das Steigbord emailblau anstaffiert. In Spiegelmitte eine Landschaftsinsel mit einem schildkrötenartigen Tier. Blaumarke Schwerter, Pressnummer 56. Restaurierter Randchip zwischen 4 und 5 Uhr, etwas Glasurberieb. D 24,4 cm.
Meissen, 1762/63, das Modell von Johann Joachim Kaendler.

Noch während des Siebenjährigen Kriegs sucht der preußische König Friedrich II. den Meißener Modelleur Johann Joachim Kaendler auf, um ihm seine Wünsche für ein Service mit eigenen Zeichnungen persönlich mitzuteilen. Otto Walcha publizierte 1961 eine Aktennotiz Kaendlers vom 11. November 1762, die sich auf das Japanische Service bezieht. Daraus geht hervor, dass Friedrich II. Kaendler einen französischen Silberteller als Modell übergab, aber auch genaue Angaben zum Dekor lieferte: "Die Mahlery betreffend So soll solcher Servis am Rande gelb mit Mosique gemahlet und an der innern Cante etwas glinde wie gewöhnlich mit schönen Blau, daß sich das Gelbe hebet angedufftet werden. Zu jede Schüssel und Teller haben Ihro Königl. Majt. befohlen ein à partes Indianisches Thier und Vogel schön proportionirlich zu mahlen, als Camele, Elephanten, Renozeros, Panter-Thier, Pavian, Affen Straußen, Casuaries, unterschiedliche Pappagoyen und andere indianische Thiere und Vogel (...)". Diese Notiz wurde von Friedrich II. gegengezeichnet.
Das "bizarrste aller" Service war für das 1764 fertiggestellte Chinesische Haus im Park von Sanssouci vorgesehen und bestand ursprünglich aus 96 Tellern und 72 Desserttellern sowie vier Terrinen und im Dutzend hergestellter Vorlegeschüsseln. Wieviel davon vor dem Frieden von Hubertusburg fertiggestellt wurde, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Die Teller und Schalen sind heute verstreut in zahlreichen Museen und Sammlungen, teilweise auch nur noch in Fragmenten vorhanden. Die meisten Teile befinden sich im Besitz der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten.

Literaturhinweise

Vgl. Kat. Königliche Eleganz Preußische Pracht, 250 Jahre Königliche Porzellanmanufaktur Berlin KPM, Düsseldorf 2013, Nr. 6.
Vgl. Walcha, Friedrich II. letzte bedeutende Porzellanbestellung in Meißen, in: Keramos 12/1961, S. 31 ff.
Vgl. Beaucamp-Markowsky, Rhinozeros und Panter-Tier. Eine wieder aufgefundene Terrine aus dem Meißener "Japanischen Service" Friedrichs des Großen. Erich Köllmann zum 75. Geburtstag, in: Keramos 94/1981, S. 17 ff.
Die Stücke in der Sammlung Schloss Charlottenburg wurden mehrfach publiziert, so auch bei Wittwer, "hat der König von Preußen die schleunige Verferttigung verschiedener Bestellungen ernstlich begehret" Friedrich der Große und das Meißener Porzellan, in: Keramos 208/2010, S. 64 ff.
Vgl. Kat. Triumph der Blauen Schwerter. Meissener Porzellan für Adel und Bürgertum 1710 - 1815, Dresden 2010, Nr. 299.
S.a. Lempertz Berlin Auktion 1169 am 24. April 2021, Lot 1, ein weiterer Speiseteller aus diesem Service, ehemals Sammlung Erich von Goldschmidt-Rothschild, verst. Christie's Genf am 9. Mai 1988, Lot 164, danach Sammlung Renate und Tono Dreßen.