David Vinckboons - Tavernenszene "Boerenverdriet" oder "des Bauern Leid" - image-1

Lot 1015 Dα

David Vinckboons - Tavernenszene "Boerenverdriet" oder "des Bauern Leid"

Auktion 1245 - Übersicht Köln
16.05.2024, 11:01 - Alte Kunst und 19. Jahrhundert, Teil I.
Schätzpreis: 70.000 € - 90.000 €
Gebot

David Vinckboons

Tavernenszene "Boerenverdriet" oder "des Bauern Leid"

Öl auf Holz. 21 x 31,2 cm.

David Vinckboons hat das Leid der niederländischen Landbevölkerung, die von spanischen Soldaten gequält und getötet wurde („Boerenverdriet“ oder „Bauernleid“) mehrfach thematisiert. Seit 1568 befanden sich die aufständischen Niederlande im Krieg mit Spanien, dem Achtzigjährigen Krieg. Vinckboons und seine Familie waren selbst Opfer dieses Krieges und flohen 1585 aus dem von den Spaniern besetzten Antwerpen in die nördlichen Niederlande.

Als inhaltliche Pendants schuf Vinckboons Darstellungen von Bauern, die sich zum Gegenschlag entschlossen haben und die Soldaten und ihr Gefolge aus ihren Häusern vertreiben („Boerenvreugd“ oder „Bauernfreud“). Auch in vorliegender Komposition stellt sich der Maler auf die Seite der leidenden Bevölkerung. Gezeigt wird eine Taverne, in der sich eine reich gekleidete Gesellschaft mit Essen und Trinken verwöhnen läßt. Es könnte sich um eine Familie der spanischen Besatzer handeln, die auf Kosten der Landbevölkerung feiert. Ein armer Mann, der einen Korb trägt, wird unter Androhung von Gewalt aus dem Raum gewiesen. Im Vordergrund kniet vor einer mit Schmuck und Geld gefüllten Kiste eine bettelnde Frau und fleht um Almosen.

Vorliegendes Gemälde „Bauernleid" dürfte ein Pendant gehabt haben, das die „Bauernfreud“ darstellt, so wie es der Fall ist bei einer nahezu identischen Version aus dem Jahr 1609 mit ähnlichen Maßen. Bei diesen beiden Tafeln, die sich 2005 im Kunsthandel befanden, könnte es sich um die früheste Version des Themas handeln (siehe Klaus Ertz: David Vinckboons, Lingen 2016, Nr. 160 und 161). Ein weiteres Bilderpaar befindet sich im Amsterdamer Rijksmuseum (Inv.-Nr. SK-A-1351 und -1352), ist aber aufgrund einer dendrologischen Untersuchung um 1619 oder später zu datieren und möglicherweise ein Werkstattbild (siehe Klaus Ertz, opus. cit., Nr. 162 und 163, hier noch um 1609 datiert und mit voller Zuschreibung).

Provenienz

Belgische Privatsammlung.