Johannes Christianus Roedig - Blumenstillleben mit Steinskulptur, Katze und Maus
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Johannes Christianus Roedig - Blumenstillleben mit Steinskulptur, Katze und Maus
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Johannes Christianus Roedig - Blumenstillleben mit Steinskulptur, Katze und Maus
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Lot 1063 Dα

Johannes Christianus Roedig - Blumenstillleben mit Steinskulptur, Katze und Maus Früchtestillleben mit Tonvase

Auktion 1245 - Übersicht Köln
16.05.2024, 11:01 - Alte Kunst und 19. Jahrhundert, Teil I.
Schätzpreis: 800.000 € - 900.000 €
Gebot

Johannes Christianus Roedig

Blumenstillleben mit Steinskulptur, Katze und Maus
Früchtestillleben mit Tonvase

Öl auf Holz. 72,4 x 57,9 cm und 73,3 x 58,1 cm.
Signiert und datiert unten rechts: C. Roedig 1779, bzw. unten links: C. Roedig 1779.

Als Zar Nikolaus I. im Jahr 1852 ein besonderes Weihnachtsgeschenk für seine Schwägerin, Prinzessin Alexandrine von Preußen, suchte, bestellte er zwei große Gemälde auf Porzellan bei der Kaiserlichen Porzellanmanufaktur St. Petersburg. Diese reproduzierten zwei Meisterwerke, Blumenstillleben, aus der Sammlung der Eremitage – eines von Jan van Huysum, ein anderes von Johannes Christianus Roedig. Offensichtlich war 50 Jahre nach dem Tod Roedigs die Wertschätzung für dessen Malerei am Hof des Zaren immer noch höchst lebendig. Die Werke des niederländischen Künstlers waren im Jahrhundert zuvor unter Zarin Katharina II. in die Sammlung der Eremitage gelangt. Was Katharina II. und andere fürstliche Sammler des 18. Jahrhunderts an Roedigs Blumen- und Früchtestillleben bewunderten, vermag dieses Gemäldepaar von außerordentlicher Pracht und Qualität vor Augen zu führen, das zu den Hauptwerken Roedigs gezählt werden kann. Es ist eine glückliche Fügung, dass die beiden Gemälde seit ihrer Entstehung zusammengeblieben sind; ihre Provenienz lässt sich bis zum ersten Besitzer in Den Haag, der Heimatstadt des Künstlers, zurückverfolgen.
Das Gemäldepaar, ein Blumen- und ein Früchtestillleben, stellen eine Tour de Force dar, Roedig demonstriert sein ganzes Können als Stilllebenmaler, das sich in der der Opulenz der Komposition, der Feinheit der Malerei und der Brillanz der Farbpalette zeigt. Das Blumenstillleben ist in einem Schlossgarten mit Figurenschmuck platziert und reflektiert den verfeinerten aristokratischen Geschmack des späten 18. Jahrhunderts. Dem Betrachter wird eine Vielzahl an Blumen dargeboten, die Darstellung schwelgt in den Formen, Farben, Mustern und Texturen der mannigfaltigen Blütenblätter, die durch das helle Bildlicht prachtvoll inszeniert werden. Bei genauerem Hinsehen bemerkt man, dass die Vase umgefallen ist, wohl durch das Treiben der Katze, die einer Maus nachjagt. Welke Blütenblätter gemahnen den Betrachter an die Vergänglichkeit alles Irdischen, der Vanitas-Gedanke trübt jedoch nicht die heitere, farbenfrohe Grundstimmung, für die auch die Statue der Flora im Hintergrund steht, die Göttin des Frühlings. Das Früchtestillleben, das Gegenstück, repräsentiert hingegen die Jahreszeit des Herbsts; dies verdeutlicht das Gefäß, das eine bacchantische Szene schmückt. Beeindruckt das Blumenstillleben durch die feinen Formen und Farben der Blumen, so dominieren hier die kraftvollen Farbkontraste: Das Gelb der Zitrone, das Rot des Granatapfels, das Grün der Trauben. Der aufgeschnittene Kürbis, der aufgebrochene Granatapfel oder die geschälte Zitrone präsentieren dem Betrachter die Vielfalt der Formen ebenso wie der Geschmäcker; das opulente Arrangement im Korb, auf einem kostbaren Marmor tisch lagernd, breitet vor den Augen des Betrachters die Früchte einer reichen herbstlichen Ernte aus.
Johannes Christianus Roedig war einer der letzten große Repräsentanten einer langen, nahezu 200 Jahre währenden Tradition des niederländischen Blumen- und Früchtestilllebens. Roedigs beste Werke gingen an ausländische Höfe, dieses Gemäldepaar jedoch verblieb in Den Haag, bei Pieter Lyonet, einem niederländischen Naturforscher. Im Katalog seiner Nachlassauktion tauchen die beiden Stillleben als Lot 217 und 218 auf – es ist ein Glück, dass sie seinerzeit an denselben Bieter gingen und bis heute zusammengeblieben sind; zusammen bilden sie bis heute ein prachtvolles, farbenfrohes Fest fürs Auge.

Provenienz

Auktion Slg. Pieter Lyonet (Bunel and Yver), Amsterdam, 11.4.1791, Lot 217 und 218. - Auktion, Amsterdam (Van der Schley ... Vinkeles), 7.5.1804, Lot 145. -
Auktion, Wreesman, Amsterdam (Van der Schley ... Vinkeles), 11.4.1816, lot 154. - Niederländische Privatsammlung, c. 1820 danach durch Erbfolge bis ca. 1970. -
Collection of Miss Wurfbain, Wassenaar, 1983. - Kunsthandel Hoogsteder & Hoogsteder, 1987. - Niederländische Privatsammlung. - Bonhams, London 9.12.2009, Lot 81 (1.196.000 GBP). - Niederländische Privatsammlung.

Literaturhinweise

S. Segal: Boeket in Willet : Nederlandse bloemstillevens in de achttiende en de eerste helft van de negentiende eeuw, Amsterdam, Ausst.-Kat. Museum Willet-Holthuysen, Amsterdam 1970, Nr. 26, m. Abb. - S. Segal: A fruitful past : A Survey of the Fruit Still Lifes of the Northern and Southern Netherlands from Brueghel till Van Gogh, Ausst.-Kat Herzog Anton Ulrich-Museum / P. de Boer, Amsterdam 1983, S. 86-87, Nr. 70-71, m. Abb.

Ausstellung

Nederlandse bloemstillevens in de achttiende en de eerste helft van de negentiende eeuw, Museum Boeket in Willet, Amsterdam, 1970, Nr. 26 (nur das Blumenstillleben). - A Survey of the Fruit Still Lifes of the Northern and Southern Netherlands from Brueghel till Van Gogh, P. de Boer, Amsterdam / Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig, 1983, Nr. 70-71