Öl auf Karton, auf Pappe aufgezogen 78,5 x 55,3 cm, unter Glas gerahmt. Unten links mit dem (später hinzugefügten) Nachlaßstempel in Schwarz MLiebermann (M und L ligiert) versehen (vgl. Mathias Eberle, Liebermann. Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien Bd. 2, Signaturen, S. 1257). - Mit altersbedingten Schadstellen.
Eberle 1886/7 (dort als "unbezeichnet/verschollen")
Die vorliegende Arbeit ist eine der zahlreicheren Studien zu der berühmten "Flachsscheuer in Laren" von 1887 (Nationalgalerie Berlin), in der das Mädchen mit der dunklen Haube, nach vorne schreitend, die leere Haspel herbeitragend, rechts im Hintergrund zu finden ist; vor ihr steht die Gruppe der Spinnerinnen im Profil mit ihrer nach links gewandten Bewegung. Diese Figur ist in den frühen Zeichnungen und Ölstudien zur Gesamtkomposition noch nicht vorhanden. (Eberle, op. cit. vgl. S. 299). In der endgültigen Fassung erscheint zudem ein anderes Modell und "der Ausdruck körperlicher Anstrengung wird zurückgenommen, das Gerät erscheint weniger sperrig." (Eberle, op. cit. S. 288).
"Die 'Flachsscheuer' ist neben Menzels 'Eisenwalzwerk' von 1875 (SMPK, Berlin, Alte Nationalgalerie) die bedeutendste Darstellung kollektiver Arbeit in der deutschen Malerei des 19. Jahrhunderts. Nach Hancke (S. 210) wurde Liebermann auf das Motiv zu einem seiner wichtigsten und bekanntesten Bilder durch den niederländischen Maler Jan Veth aufmerksam gemacht, den er im Sommer 1886 in Laren traf. Flachs wurde damals auf dem Lande meist in Heimarbeit gesponnen. Liebermann hatte die verschiedenen Arbeitsgänge der Flachsgewinnung und -verarbeitung bereits in mehreren kleinen Studien festgehalten. So das Flachsbrechen (1874/12), das Spinnen zu Hause (1884/7), schließlich die Verarbeitung des Garns durch den Weber zu Stoffen (1882/5) und das Bleichen der gewebten Tücher (1883/1). In Laren spann man den Flachs vielleicht auch zu dieser Zeit noch in Heimarbeit, doch gab es auch einen großen Schuppen, in dem diese Arbeit in organisierter Form durchgeführt wurde. Er war um 1880 von einem Weber aus Hilversum für die Verarbeitung und Lagerung von Flachs gebaut worden und ist noch heute erhalten." (Matthias Eberle, Max Liebermann, Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien, Band I, München 1995, S. 298).
Die vorliegende Studie zur "Flachsscheuer" scheint abgesehen von wenigen Bleistiftzeichnungen die einzige in Öl ausgearbeitete Skizze zu "Mädchen mit Haspel".
Werkverzeichnis
1886/7 Eberle (dort als "unbezeichnet/verschollen"
Provenienz
Max Liebermann, Berlin (1914, 1917, 1923/1924); Sammlung Königsberger, Aachen; Privatsammlung Brasilien
Literaturhinweise
Erich Hancke, Max Liebermann. Sein Leben und seine Werke, Berlin 1914, Werkkatalog S. 533 mit Abb. S. 211 ("Studie zur Flachsscheuer, 1886. Besitzer: Max Liebermann, Berlin") bzw. ders., Berlin 1923, mit Abb. S. 211; Max J. Friedländer, Max Liebermann, Berlin o.J. (1924), Abb. 33 auf S. 75; Karl Scheffler: "Kunstausstellungen - Düsseldorf (Kunstverein)", in: Kunst und Künstler, Jg. XXIII, 1925, Heft 12, S. 497; Katrin Boskamp, Studien zum Frühwerk von Max Liebermann mit einem Verzeichnis der Gemälde und Ölstudien von 1866-1889, Hildesheim 1994, S. 311, Nr. 204 (o.Abb.)
Ausstellung
Berlin 1917 (Königliche Akademie der Künste), Max Liebermann, 70. Geburtstag, Nr. 79; Düsseldorf 1935 (Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen), Max Liebermann, Nr. 25; Berlin 1936 (Jüdische Gemeinde), Max Liebermann, Nr. 20